und durchbrochene Fläche wie selbstverständlich beruhigt und mit mil-
der Flächenteilung und Farben füllt, zu allem hohen Gefühlsgehalt der
Komposition. Die mehrfigurigen Kompositionen in wenig über das Qua-
drat hinaus verlängerten Vierecken, zu denen die großen Einzelakte
Uebungen darstellen, sind vor der Beschäftigung mit dem Auftrag für die
Zürcher Loggia entstanden. Karl Moser hat danach eher den Raum für
Hans Brühlmann geschaffen, als dieser die Bilder für den Auftrag erst
suchen müssen. Von traumhafter Sicherheit sind die äußerlich kleinen
farbigen und gezeichneten Kompositionen von 1910 und 1911, in denen
die menschlichen Körper in einen voraus-gesehenen tragischen oder
idyllischen Umriß nachträglich eingeschrieben erscheinen.
In Paris hat die Berührung mit dem Werk von Cezanne Brühlmann
nach seinem durch Freunde überlieferten Wort «malen gelehrt». Er soll
in der Zeit die Synthese von Cezanne und Hans von Marees gesucht haben.
Dies kann nur so wenig buchstäblich als irgend möglich genommen wer:
den, nicht als Programm, höchstens als Gleichnis für seine letzten großen
Wagnisse. Und «malen» mag eher verstanden werden als Gegensatz zu dem
in der Wandmalerei da gepflogenen Kolorieren, wo eben Inhalt und Größe
des Bildes völlig in der zeichnerisch-flächigen Komposition ruhen; viel-
leicht auch als Gegensatz zu den mehr kolorierten als gemalten Land-
schaften eines Karl Haider und Hans Thoma. Hans Brühlmann hat die
farbig und formal so widerspenstige schweizerische Mittelland- und Vor-
alpenlandschaft malerisch bewältigt, in seinen Toggenburger Landschaf-
ten von 1909. Deutsche Freunde und solche, die über ihn geschrieben
haben, sind so weit gegangen, überhaupt alle Brühlmann-Landschaften
als Toggenburger Landschaften anzusprechen. Die Ausstellung stellt hier
richtig, wo es nötig ist.
«Gemalt»- sind auch die Stilleben. Frau Brühlmann erzählt, wie sie
die Jahre hindurch sie aus Früchten und Blumen ihm vorbereitet hat, und
er sie in Pausen zwischen den großen Arbeiten zu malen pflegte. Sie sind
durchaus glaubhaft als ein entspanntes Sichhingeben an den sinnlich-
unschuldigen Glanz der Farbe, zeigen aber von Gruppe zu Gruppe wach-
sende Festigung und Straffung in Klang und Form bis zu abweisend oder
drohend hintergründiger Spannung und Rücksichtslosigkeit in der
Spätzeit.
Der rasche Weg von ernster Anmut zu strenger Größe bis auf die
Schwelle schmerzvoller oder trostvoller Erhabenheit wirkt am ergreifend-
sten vielleicht bei der Vertiefung in die Folge der Zeichnungen.
W. Wartmann
50)