das Bürger-Königtum des Louis Philippe gegründeten Zeit-
schrift „„Caricature‘*. 1832 wird er wegen Majestätsbeleidigung
durch eine seiner Zeichnungen zu sechs Monaten Gefängnis ver-
urteilt. In den nächsten Jahren entstehen die berühmten Blätter
wie „Le Ventre Legislatif““, „Ne vous y frottez pas‘, „Enfonce
La Fayette‘“, „La Rue Transnonain‘“. Nach der Aufhebung der
„Caricature“ 1835, und Unterdrückung der politischen Kari-
katur überhaupt, setzt er die Kritik an der bürgerlichen Gesell-
schaft seiner Zeit fort in dem täglich erscheinenden „Charivari“
und in freien Folgen. Die Republik von 1848 erlaubt ihm, sich
wieder der politischen Karikatur gegen den Parlamentarismus
und die monarchisch-bonapartistischen Bestrebungen zuzu-
wenden. Der Oeuvre-Katalog von Delteil nennt 3958 Litho-
graphien.
Daumier ist aber Künstler in weiterem und tieferem Sinn als
dieser Teil seines Lebenswerkes vermuten lassen könnte.
Schon bald nach 1830 entstehen die ersten Gemälde, zum Teil
Darstellungen wie sie auch im Stoffgebiet des graphischen Werkes
gelegentlich erscheinen, im ganzen aber mehr vom allgemein
Menschlichen ausgehend als von besonderen Situationen und
Figuren, Ein Versuch, sich 1862 von der Fron der Zeitungs-
arbeit frei zu machen zu ruhigem, ganz eigenem Schaffen miß-
lingt. Nachdem er vergeblich sich bemüht hat, seinen Lebens-
unterhalt aus dem Verkauf von Bildern und bildmäßig ausge-
führten Aquarellen zu bestreiten, kehrt er 1865 zur Zeitung
zurück, 1878 bringt eine unter dem Vorsitz von Victor Hugo
veranstaltete Ausstellung nicht einmal die Kosten ein. Auf Ver-
wendung von Corot gewährt die dritte Republik dem greisen,
halbblinden Meister eine Pension. Corot schenkt ihm sein
Wohnhaus in Valmondois.
In der Ausstellung im Kunsthaus fehlen Arbeiten, die mit der
Tagesarbeit für die Zeitschriften in unmittelbarer Beziehung
stehen, und die meist sehr weit durchgeführten, in den Jahren
1862—1865 für den Verkauf angefertigten Aquarelle, sie enthält
freie Zeichnungen und Bildideen in der persönlichen, stark
abstrahierenden Handschrift des Meisters.
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