Ein Aufenthalt in Konstantinopel und Kleinasien 1827/28 läßt
ihn vor Delacroix zum Orientmaler werden. Er stellt das
Malerische in Farbe und Licht der strengen Zeichnung und
starren plastischen Form entgegen und bewegt sich auch in der
Stoffwahl mit einer von seinen Zeitgenossen als „Realismus“
empfundenen Unbefangenheit. Neben Genrebildern und Tieren
stehen biblische Szenen im Gewand des zeitgenössischen Orient,
immerhin aber auch Bemühung um historisierende Monumen-
talbilder, namentlich nach dem sehr großen Erfolg an der
Pariser Weltausstellung von 1855. Als Graphiker veröffentlicht
er Folgen und Einzelblätter, im ganzen hundert Nummern in
Lithographie, aus dem Stoffkreis seiner Gemälde und Aquarelle,
zeichnet gelegentlich auch für die „Caricature‘“ und den „Fi-
garo‘“, außerdem gehören zu seinem Werk zwanzig Radierungen.
Der Gunst der Sammler, die sich seine Bilder zu sehr hohen
Preisen streitig machten, steht zu seinen Lebzeiten eine absolute
Zurückhaltung der öffentlichen Institute gegenüber.
Zusammenfassung und Bibliographie H. Vollmer Allg. Lexikon der
bildenden Künstler, VIII, Leipzig 1917
Guiffrey et Marcel beschreiben im Inventaire general des Dessin du
Musee du Louvre et du Muse de Versailles, IV, Paris 1909, mit den
Nummern 3404—3428 eine Sammlung von Zeichnungen und Aqua-
rellen des Künstlers, die in neuerer Zeit in das Louvre-Museum
gelangt sind.
FERDINAND-VICTOR-EUGENE
DELACROIX
76 Studie nach der Antike
Bleistift, 19,5 X 25,6 Mus&ge du Louvre, Paris, R. F. 4532
Männlicher Akt, auf linkes Knie und linke Hand niedergelassen, rechter Ober-
schenkel wagrecht, rechter Arm zur Abwehr über den rechts gedrehten Kopf
erhoben.
Vormals Sammlung Degas; Geschenk der Amis du Louvre, 1919.
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