Nostra res agitur. Um den Menschen und seine Freuden und
Leiden geht es sowohl in den äußerlich so ruhigen Blättern von
Ingres, wo Leben und heimliche Spannung von innen her Um-
riß und Oberfläche der in sich tuhenden Massen formen, wie
im frei strömenden Pathos von Gericault und Daumier.
Zeichnungen von der Art, wie die Ausstellung sie vereinigt,
bedeuten nicht viel mehr als Fingerspitzen in Bezug auf das
wohl gerüstete und gerundete Einzelwerk, zu dem sie in der
Regel in Beziehung stehen, und erst recht zu der Gesamt-
leistung des Meisters, dem sie gehören. Damit steht im Ein-
klang, daß sie an sich die denkbar beweglichsten und empfind-
lichsten künstlerischen Äußerungen darstellen, und daß Sinn
und Leben ihnen aus Zentren zuströmen, die hinter ihnen
stehen und wohl in ihnen fühlbar, aber nicht in oder neben
ihnen handgreiflich faßbar und sichtbar sind. In ihren Mitteln
und Abmessungen meist überaus bescheiden, unterliegen sie,
außerhalb der direkten Zusammenhänge gestellt, leicht der
Gefahr, für den raschen Gast nach ihrer Erscheinung all zu
gewichtlos und nach ihrem Wert stumm zu bleiben.
Hier bietet sich, wo es gewünscht wird, der Katalog der Aus-
stellung als Vermittler an. Er bestätigt vorerst einem jeden
Blatt seine Identität und Einmaligkeit in der sonst namenlosen,
unübersehbarten Menge, mit einer knappen Beschreibung oder
dem Hinweis auf die Stellen, wo es bereits beschrieben oder
durch Abbildung fixiert ist, und mit genauen, neu überprüften
Maßangaben, die wegen flüchtiger Aufnahme, Verschreibungen
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