Volltext: Louis Moilliet, Ernst Schiess

Die April-Ausstellung im Zürcher Kunsthaus stellt zwei 
Meister nebeneinander, die — wenn man von den frühen 
Oelgemälden und dem späten Entwurf zu dem Glas- 
gemälde von L. Moilliet absieht — beim ersten Anblick 
Positives und Negatives miteinander verbindet: der Ver- 
zicht auf den «großen» Stoff und das große Format, auf 
«Zeichnung» im landläufigen Sinn, die vorwiegende Be- 
mühung um die farbige Instrumentierung und farbige 
Subtilität, die Betätigung des Malens vor allem als 
Mischen und Zusammenklingenlassen von Farben. Inner- 
halb dieser allgemeineren künstlerischen Voraussetzun- 
gen scheiden sie sich nach Herkunft, Wesen und Ziel. 
Von dem 1880 als Genfer in Bern geborenen Louis 
Moilliet berichtet das Schweizerische Künstlerlexikon 
im Jahre 1917: «In seiner Entwicklung mit der Renais- 
sance beginnend ging er zum Impressionismus über und 
gehört nun zu den Expressionisten, der großen Menge 
vorauseilend». Damals lagen die ersten fünf der sieben 
Oelbilder aus den Jahren 1914—1923 vor, die der Künst- 
ler heute seinen eben mit 1917 einsetzenden Aquarellen 
vorausschickt. Vor diesen Oelbildern liegen mehr als 
fünfzehn Jahre künstlerischer Arbeit, Schülerjahre von 
1901 bis 1903 in Worpswede bei Fritz Mackensen im 
Lebenskreis von Paula Modersohn, 1905 bis 1907 in Stutt- 
gart beim Grafen von Kalkreuth. hierauf die Mitarbeit an 
den Wandgemälden in den Pfullinger Hallen neben Hans 
Brühlmann, Studien in einem eigenen Atelier in Rom 
1907/08, in Korsika, Südfrankreich, Tunis; im Sommer 
1912 Wandmalereien und Bildnisse in Hamburg, dann 
die Niederlassung im bernischen Gunten. 
Der Expressionismus von vor zwanzig Jahren hat Moil- 
liet mehr nur als Vehikel gedient, als daß er seines 
Wesens geworden wäre; als zeitweiliges Fahrzeug für ein 
Stück seines persönlichen Weges. In den Oelbildern aus 
der Kriegszeit empfinden wir nicht so sehr eine seelisch 
anpackende Kraftauslösung, als klingende Akkorde von 
an sich vielleicht lauten, aber im Bild sicher gebändigten 
und geklärten Farben, und statt schwelender Glut eher 
Fassettenspiel von Kristallen. 
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