Volltext: Louis Moilliet, Ernst Schiess

Die Ueberschriften der Aquarelle melden, daß Moilliet 
nach dem Kriege nach kurzer Ruhe in der Schweiz, 1919 
Luzern und Gunten, sein Reiseleben weiterführt. 1920 
malt er in Tunis, 1921 in Marokko, 1925/26 auf den 
Balearen, 1927 in der Bretagne, 1928/29 wieder in Tunis, 
1929 in den Pyrenäen, 1930 und 1932 in Nordspanien, 
1933 in Andalusien und wieder in Nordspanien, 1934 wie- 
der in den Pyrenäen. Aus allen diesen Ländern hat er 
Folgen von Landschaften mitgebracht, die ebensosehr 
zeigen, wie es an jedem Ort in ihm, als wie es an den 
Orten selber ausgesehen hat. In der Ausstellung in Ruhe 
diesen Gruppen nachzugehen und jede einmal geschlos- 
sen neben den andern, dann innerhalb jeder Gruppe 
jedes Blatt für sich zu betrachten, wie sie im schwebenden 
Gleichgewicht zu einander stehen, ist der einfachste und 
sicherste Weg, um für ihr überreiches, hundertfach ab- 
gestuftes farbiges und formales Leben offen zu werden. 
Seite an Seite mit dem Künstler seinen Weg gehend, er- 
kennen wir aus dem Ergebnis auch das Ziel, das er nach 
seiner Art als Mensch und Künstler von Anfang an und 
ohne Aufhören als Verpflichtung spürt und sucht. 
Nach der Abschüttelung der gewissen Schwere des 
Materials mit dem Verzicht auf das.Oelbild schreiten die 
technische Entlastung und die formale Verfeinerung, das 
Naturbild bald näher, bald in weiterem Abstand beglei- 
tend, unablässig in der langen Reihe der Aquarelle bis zu 
der Größe und Gelöstheit der Blätter von 1934. Nun ist 
der Künstler bereit für die Bewältigung des mächtigen 
Kirchenfensters in Luzern. Der in der Uebung an den 
Aquarellen immer und immer wieder gewaschene Pinsel 
gibt ihm hier für den Karton Farben, die auf dem bloßen 
Papier schon die kräftig milde Reinheit des geschmol- 
zenen Glases strahlen lassen. Zu neuer Auseinander- 
setzung nimmt er nach dem Abschluß dieses Werkes frü- 
here Aquarelle aus der bernischen Heimat, dem Tessin, 
aus Tunis und Mallorca vor und überarbeitet im Jahre 
1937 aus neuer innerer Distanz diese Blätter von 1920 
bis 1926. In ergreifender Veredelung des hinfälligsten 
Materials und einer herkömmlich wenig verpflichtenden, 
improvisierenden Technik, eben des Aquarells, ver- 
dichtet er sie zu tiefer Reife in der Farbe und reicher, 
eindringlicher Bildmäßigkeit in der formalen Ver- 
flechtung.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.