Volltext: Niklaus Manuel Deutsch

sprünglich aber in zarten Stufungen angelegten Baumufer die Land- 
schaft; vor den FIuß, der, ebenfalls überdunkelt, Frauenleichen und 
Schwäne trägt, legt sich das kalte Eisenbündel der Halmbarten. 
Das in der Farbe gewiß nicht weniger frisch als in der Zeichnung 
angelegte Stadtbild wird von oben her gedrückt durch den braun 
überdeckten Ausblick ins offene Land, mit Ackern, Hecken, Wegen, 
Wald und einem Stück sicher lichtblauen Himmels. In ihrem jetzt 
gedämpften, kleinteiligen Mosaik läßt die Kriegergruppe die reinen 
Farben des Lukasaltars, gelb, blau, hochrot, stahlgrau, weiß, lila- 
rosa erraten. Unter der bunten Schabrake des Schimmels treibt 
im Wasser ein Menschenantlitz mit klaffendem Halmbartenhieb 
quer über die Wange, leichenhaft grau Mund und Nase. 
Kat. 7 Das gleiche Bleigrau zeigt das blutende Johanneshaupt in der 
Tate viın Faust des Henkers über der grauen Zinnschüssel der geschmückten 
Salome. Auch hier ist alles Weiß und alle andern Farben bräunlich 
überhaucht, so daß sich mit den blanken Frauengesichtern und 
der weiß leuchtenden Kristallsäule auf blutig marmoriertem Sockel 
ein verhaltenes Helldunkel-Spiel über das ganze Bild ergibt. Wieder 
blinkt auch im Vordergrund, vom Firnis gebräunt, eine Wasser- 
fläche, und noch einmal öffnet sich über den Figuren der Blick in 
die Weite, durch Brüstung und Mauer wenigstens auf zwei Seiten 
noch ins Viereck gefaßt, aber sonst aus sich selber durch auf- 
steigende Stämme und Felsen und die schiefe Uferlinie größer und 
sicherer bestimmt als die Veduten im Altar von 1515. Zeugen des 
Vorgangs sind unten ein Wiedehopf auf einem hellen Baumstumpf, 
oben das Götzenbild des grinsenden Merkur und in der Loggia 
des Palastes, hinter dem über die Brüstung hängenden präch- 
tigen Golddamast-Teppich, die fünf kleinen Halbfiguren der Hof- 
gesellschaft, ebenso beredt im Spiel der Mienen wie der Hände. 
Wenn irgendwo im Werk von Manuel eine Umstellung oder 
Konzentrierung auf neue Ziele und Formen festgestellt werden 
kann, so hier, wo das Ursula- und das Johannes-Bild zu der zwei- 
teiligen Basler Gruppe überleiten. Mit dem schon bald nach 1550 
gebildeten Amerbachschen Kunstkabinett erwarb der Staat Basel 
im Jahre 1662 außer einer kostbaren Sammlung von gegen hundert 
Zeichnungen des Meisters vier kleine Bilder auf Holz und drei 
große auf Leinwand. Die Hüftfigur einer sich erstechenden Lucretia, 
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