bereicherten. Bis zum Kriegsausbruch hatte O. W.R. 
auch ein eigenes Atelier in Paris. Immer wieder arbeitete 
sie dort und blieb so dauernd in Fühlung mit französi- 
schem Kunstleben. Im Jahre 1911 vertauschten Malerin 
und Aerztin die Stadt Frankfurt mit der Waldesstille 
am Abhang des Taunus. Nicht etwa zu behaglicher 
Abendruhe, nein, zu unabgelenkter Arbeit. 
Was diese in jüngster und allerjüngster Zeit hervor- 
gebracht, will, in strenger Auswahl, die Schau im Kunst- 
haus unserem äusseren und inneren Auge nahebringen: 
Menschenantlitz, Blume, Frucht. „Nichts mehr, was an 
die sichtbare Natur erinnert“, rufen die Surrealisten. 
„Nur das”, scheint der Pinsel unserer Künstlerin zeigen 
zu wollen. Ihre jetzt ausgestellten Porträte sind, wie 
die früheren, keine eigenwilligen Phantasien über ein 
gegebenes Thema, wohl aber streng geformte, von seeli- 
schem Inhalt durchdrungene Gebilde. Interessante Ver- 
gleichsmöglichkeiten bieten zum Beispiel das im Früh- 
jahr nach einem Pariser Aufenthalt entstandene Selbst- 
bildnis mit der Baskenmütze, über dem ein französischer 
Hauch liegt, und das vor einigen Wochen vollendete, 
im weissen Malkittel, auf dem die Summe inneren Er- 
lebens und Sich-Wandelns eingegraben ist. An Stelle 
von Staatsmännern diesmal Sportler, wagemutige Forscher. 
In der Arktis drohte dem einen der Tod; den andern, 
Merkl, erreichte er diesen Sommer im Himalaja. 
Immer neue, bei aller Intensität diskrete Farbenakkorde 
offenbaren die Blumen und Früchte. Einige dieser Stil- 
leben verglich dies Frühjahr der Kritiker der Frankfurter 
Zeitung mit Bildern Chardins, ein Vergleich, den 
O. W. R. nachher in Paris mit Spannung überprüfte. 
Herrlich, diese unverbrauchte Schafferin zu beobachten, 
nicht nur im Sich-Ausgeben vor der Staffelei, sondern 
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