Und doch hatte Würtenberger eine ausgesprochene
Begabung für das Rein-Malerische, wie die zahlreichen,
überaus lebendig gestalteten Bildnisse und kleineren
Figurenbilder dieser Ausstellung es eindrücklich genug
beweisen. Schon in seinen Arbeiten der Frühzeit offen-
barte sich diese tonige Malerei aufs Schönste; er kam
überhaupt von dieser her, und wie er sich stets aufs neue
darum bemühte, sei mit einer Stelle aus einem Brief belegt,
den ich nach einem Karlsruher Atelierbesuch kurz vor
Ausbruch seiner schweren Erkrankung erhielt.
Es heisst da: „... Ich habe das rote Mädchen weiter
gemacht. Es machte mir viel Freude und ich frohlockte
schon, dass ich etwas von dem Lustre, dem emailartigen
Charakter des Pigmentes, den ich immer so sehr an den
Alten und auch an den Franzosen bewunderte, heraus-
gebracht hätte, als ich das Bildchen fallen liess, und weil
es ganz frisch in Firniss gemalt war, wurde es dadurch
ganz verdorben. Da es also diesmal wieder nichts mit
dem „Meisterwerk“ war, habe ich in der „Täubi“ den
Geizhals weiter gemalt. Jetzt habe ich ihn fast fertig, ohne
dass ich das Skizzenhafte allzusehr überarbeiten musste
und so sieht er jetzt recht gut aus, eben in dem be-
sprochenen Email. Von Weitem sieht es wie ein Bildchen
aus der alten Pinakothek aus. Allerdings ein Vorzug von
zweifelhafter Art, wenigstens für Viele, zum mindesten
für die Modernen. Aber es macht mir wenigstens Spass.“
Wer unvoreingenommen vor die ausgestellten Bilder
tritt, wird bestätigen müssen, dass Würtenberger ein
ebenso vortrefflicher Maler wie Graphiker war. Freilich,
ein Revolutionär war er nicht, aber ein Maler mit einer
guten Tradition, und ein Alemanne, dessen Kunst tief
in seinem Volkstum verwurzelt ist und darum auch Be-
stand haben wird. H. Sturzencgger
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