Volltext: Ausstellung Salomon Gessner

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Die Anteilnahme der Umwelt, der Ruhm, mußten das Bild 
Geßners vor der Umwelt schon zu seinen Lebzeiten mit bestimmtem 
Inhalt und Umriß formen. Und dieses zu bestätigen, nicht es neu zu 
schaffen, mußte einem Biographen als Aufgabe erscheinen, der aus der 
persönlichen Nähe des Helden kam und vor sich die doppelte AuF 
forderung von dessen Freunden und Familie und eines Preisaus^ 
Schreibens der Kurfürstlichen deutschen Gesellschaft in Mannheim hatte. 
J. J. Hottinger steht mit seiner 1796 erschienenen Biographie noch in 
Geßners Lebenskreis und spricht zu seinen Lesern nicht über das, was 
ihm und ihnen gegenwärtig und selbstverständlich ist, sondern bemüht 
sich, das schon vertraute Bild mit möglichst neuen Einzelzügen zu 
erklären und zu erhöhen. Als Sohn des empfindsamen Zeitalters schreibt 
er noch empfindsam, in ähnlicher Absicht und Gesinnung wie die 
Zeit Geßners, So mag es kommen, daß Spätere die Hottingerschen 
Anekdoten und den Ton seiner Darstellung mehr als berechtigt ist für 
das Leben und Wesen Geßners nehmen. Aufs repräsentative stilisiert, 
und erst von der Familie noch emendiert, sind auch die späten Briefe 
Geßners nach Dresden und Rom, wie sie im Jahre 1801, so rasch nach 
seinem Tode als nur die Umwälzung der alten Ordnung und der 
Schlachtenlärm um Zürich es erlaubten, deutsch und französisch ver^ 
öffentlicht wurden,- und offiziell ist die Zusammenstellung seiner Radien 
rungen, Zeichnungen und Guaschen im «Cabinet de la famille Gessner», 
wie schließlich auch das Album von 1811 mit den 24 großen Radie 
rungen von Wilhelm Kolbe nach Kompositionen, die zum Teil im 
«Cabinet» sich nicht finden. 
Im hundertsten Jahr seit Geßners Tod wandte erst eine andere 
Zeit diesem von Freundes^ und Kindesliebe umhegten, allmählich 
etwas verwaisten Garten mit freierem Blick sich zu. 1888/89 schreibt 
Heinrich Wölfflin einen neuen Geßner, indem er nichtzensierte, von 
ungehemmtem Übermut funkelnde Jugendbriefe ans Licht bringt, im 
übrigen aber die bekannten biographischen und künstlerischen Zeug^ 
nisse überlegen ordnet und wertet und an die Stelle des eher
	        
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