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baren. Georg Kolbes Umrissradierungen sind auf einen
anderen Ton gestimmt, sie verraten in ihren oft schwie-
rigen Stellungen eine tänzerische Lebendigkeit.
Der berühmte Tierbildhaucr August Gaul hat seine
Reliefkompositionen in meisterlichen Radierungen wie"
dergegeben.
Renee Sintenis bewährt in der Radierung ebenso wie
in der Kleinplastik ihr feines Verständnis für die Aus«
drucksbewegungen junger Tiere. Edwin Scharff model
liert Pferde und muskulöse Akte in stark gespannten
Stellungen mit eindrucksvoller Energie. Ernst Barlach
endlich hat die alte Technik des Holzschnitts wieder
belebt, wie er auch seine Skulpturen am liebsten in
Holz schneidet. Er schildert das Elend der Bettler in
ausdrucksvoll einfachen Formen.
Während alle diese Künstler in Berlin leben oder
doch hier das Zentrum ihrer Wirkung gefunden haben,
stellt ein Künstler wie Adolf Schinnerer, der von Thoma
ausging, das andere Ideal des mehr lyrisch gearteten
süddeutschen Impressionismus dar. Auch Max Unolds
Darstellungen jugendlicher Menschen wohnt eine be
sondere Empfindsamkeit inne. Er berührt sich in manchem
mit Richard Seewald, der ebenso wie Unold als Illu
strator sich gelegentlich der Holzschnittechnik bedient
hat. Willy Geiger pflegt eine malerische Radierung und
liebt es, Motive heftiger Bewegtheit zu suchen, die er
in spanischen Stierkämpfen, im Leben und neuerdings
vielfach in Büchern findet. Karl Caspar, als Maler ge
schätzt, hat eine Folge von lebendig erfassten Dar
stellungen aus dem Leben Christi auf den Stein gezeich
net. Der Rheinländer Heinrich Nauen suchte früh schon,
vom Kubismus beeinflusst, seinen Landschaften eine feste
Form zu geben.
Die starke Gegenbewegung gegen die malerische
Auflösung der Form setzte um 1910 mit der Kunstform,
die den Namen des Expressionismus erhielt, vor allem
wiederum in Berlin ein. Einer der ersten Führer dieser
neuen Bewegung war Ernst Ludwig Kirchner,*) der mit
*) Für die Ausstellung in Zürich hat L. Kirchner seine Einsendung
zurückgezogen.