der eigenen inneren Spannung ihrer Färb- und Raum
werte und deren tieferer, seelischer Bedeutung.» Ein
Künstler wie Kandinsky erklärte sich von dieser Formu
lierung sehr befriedigt und anerkannte sie als überein
stimmend mit seinem eigenen künstlerischen Prinzip.
Für die Ausstellungsleitung war sie vor allem die Ab
grenzung gegenüber der gegenständlichen Malerei und
Plastik, einschliesslich der so unsachlichen «neuen Sach
lichkeit», und gegen geschmäcklerischen, pseudokunst
gewerblichen Materialkult. Für die Meister der abstrak
ten Kunst bedeutet das Vermeiden der nachahmenden
Wiedergabe von Ausschnitten aus der ungeordneten
Natur, dem Reich des Materiellen, ein Streben nach der
absoluten, sich selbst genügenden Kunst als Schöpfung
des ordnenden Geistes. Picasso zerschlägt die sichtbare,
die «organische» Welt und baut aus den Trümmern
neue kühne. Gebilde eigener Macht.
Die Ausstellung enthält von ihm einige ganz frühe
Zeichnungen, heute ehrwürdige Zeugnisse des eben erst
aufgenommenen Kampfes, Kompositionen, die ohne
«organische» Beimischung nur durch den Künstler ge
wonnen Elementen und seiner spielend neu kombinie
renden Hand ihr Leben danken. Der Titel seiner Bilder,
wenn er ein Ding der natürlichen Welt zu nennen
scheint, bezeichnet nicht die als Ziel erstrebte Vorstel
lung, sondern den längst verlassenen, hinter dem Hori
zont versunkenen Ausgangsort. Stiller vollzieht sich
das Wegschreiten von der stofflichen Welt bei einem
Künstler wie Otto Meier-Amden.
Im grossen ist der Gedankengang bei der Bewegung
zur Abstraktion vielleicht etwa so: die bildende Kunst
war einmal, in der hohen Zeit ihrer ausschliesslich kirch-