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Die Stadt Biel war im Mittelalter ein politischer und militäri
scher Stützpunkt der Fürstbischöfe von Basel. Die Altstadt zeigt
heute noch deutlich den Festungscharakter. Das neue Biel hat
sich im Gegensatz zur Altstadt als Industrieort entwickelt und
weist alle Vorteile aber auch alle Mängel eines raschen Wachs
tums auf. Die ursprünglich kleine Gemeinde hat ihr Territorium
infolge von Eingemeindungen in den Jahren 1900—1920 mehr
als verdoppelt. Trotzdem ist die Stadt eingeengt, und nament
lich am See ist ihre städtebauliche Entwicklung durch politische
Grenzen gehemmt. Die Stadt liegt am Südfusse des Jura, der
sich hier von Südwesten nach Nordosten zieht. Das Gebirge fällt
steil ab und geht unvermittelt in die Ebene über. An den klängen
des Jura entwickelt sich in bescheidener Ausdehnung ein reines
Wohnquartier. Die Hauptmasse des Stadtkörpers liegt aber in
der Ebene. Die Südostorientierung des Berghanges bringt es mit
sich, dass die Bauten im allgemeinen mit ihrer Hauptfront eben
falls nach Südosten gerichtet sind. Im Tale drunten hat aber der
Bau des Hochwasserkanals der Schüss die allgemeine Richtung
der gesamten Bestrassung bedingt. Dieser Kanal wurde in den
Jahren 1827 bis 1830, also lange vor der neuzeitlichen Entwick
lung gebaut. Er verläuft mit dem Fusse des Jura parallel und
liegt in der Talaxe. Als in den Jahren 1850 bis 1860 die ersten
Alignemente gelegt wurden, gab man den projektierten Strassen
Richtungen, die parallel und senkrecht zum Kanal stehen. Dort,
wo die verlängerte Hauptstrasse der alten Stadt die Kanallinie
schnitt, kam der Mittelpunkt der zukünftigen Stadt zu liegen,
als Mittelpunkt eines Rechtecknetzes und als städtebaulicher
Zentralpunkt. Auf dieser Grundlage hätte sich die Stadt zu
einem durchaus regelmässigen Gebilde entwickelt, wäre sie nicht
durch die Bahnanlagen hierin gestört worden. Die ersten Ali
gnementsentwürfe sind das Werk klassizistisch geschulter Archi
tekten. Die Anlage ist mehr als nur schematisch; es wurde der
Versuch gemacht, das neue Strassennetz dem der Altstadt or
ganisch anzugliedern. Der Plan sollte in erster Linie den Wohn-
bedürfnissen dienen, deshalb genügen Teile desselben den heu
tigen Verkehrsbedürfnissen nicht mehr. Zieht man in Betracht,
dass Biel in der Mitte des letzten Jahrhunderts eine kleine unbe