Volltext: Schweizerische Städtebau-Ausstellung Zürich 1928

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Charakteristisch für die Wohnbebauung seit 1860 ist das aus 
gesprochene Ueberwiegen des Einfamilien- und des kleinen 
Mehrfamilienhauses. Das grosse Miethaus mit sechs und mehr 
Wohnungen an einer Treppe ist nur sehr spärlich vertreten. Die 
Behausungsziffer (Durchschnitt = 9,8 Bew./Haus) steigt selbst 
in den relativ dichtest bebauten Quartieren Neuwiesen, Tössfeld 
und Eichliacker nicht über 12 Bew./Haus (Quartierdurchschnitt). 
Nach der Wohnungszählung von 1920 ergab sich eine mittlere 
Wohnungsgrösse von Küche + 3V2 Zimmer + 1 / 2 Dachkammer. 
Eine wertvolle Ergänzung dieses behäbigen Wohnens und gleich 
zeitig ein weiteres Merkmal für Winterthur ist die intensiv be 
triebene Gartenkultur, Die allgemein mit Sachkenntnis geübte 
Bewirtschaftung der Hausgärten und Pünten (Familienpacht 
gärten) ermöglicht einem grossen Teil der Bevölkerung die 
Selbstversorgung mit Gemüse und Beerenfrüchten. Im Jahre 
1925 zählte man 3300 Pünten (Durchschnittsgrösse 200 mr), so- 
dass also auf ungefähr jede dritte Familie eine Pünte entfällt. 
Diese im Vergleich zu andern Industriestädten ausserordentlich 
erfreulichen Siedlungsverhältnisse dürfen als Ergebnis einer seit 
den 1860er Jahren von den Gründern der hiesigen Grossindu 
strie in ihrem eigenen Interesse und gemeinsam mit den Stadt 
behörden zielbewusst befolgten weitsichtigen Siedlungs- und 
Wohnpolitik angesprochen werden. Einige Industrieunterneh 
mer haben schon in den 70er Jahren eigene Werkwohnungen ge 
baut, meist Ein- und Zweifamilienhäuser. Das Hauptbestreben 
ging aber dahin, den Arbeitern und Angestellten günstige Ge 
legenheit zum Erwerb eines eigenen Heims zu bieten. In dieser 
Hinsicht hat die im Jahre 1872 gegründete «Gesellschaft für Er 
stellung billiger Wohnhäuser» eine rege Tätigkeit entfaltet, Ihre 
zahlreichen Kleinhauskolonien und Gruppen kleiner Mehrfa 
milienhäuser finden sich im ganzen Stadtgebiet zerstreut und mit 
ihren vorbildlichen Wohnungstypen haben sie auch das Quali 
tätsniveau der übrigen, rein spekulativen Wohnbautätigkeit be^ 
stimmt. Die Gesellschaft hatte bereits in den ersten fünf Jahren 
ihres Bestehens 84 Häuser mit 122 Wohnungen erstellt, bis heute 
sind es 293 Häuser mit 629 Wohnungen. Die Häuser sind unter 
Einräumung erleichternder Abzahlungsbedingungen bis auf ganz
	        
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