Volltext: Japanische Holzschnitte

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kleidung, abgeleitet und oft verflacht oder vergröbert. Die 
Nachahmungen und Ableitungen haben uns vielleicht 
empfindlicher gemacht für das Wesen der Vorbilder; wir 
sehen bei der Rückkehr zur Quelle heute tiefer und schär 
fer, auch weil wir kühler bleiben. Im Rausch sieht man 
doppelt, aber unklar. In jedem Fall sehen wir uns aber 
auch heute noch durchaus überzeugt, ja überzeugter als je, 
im japanischen Holzschnitt vor Werken, die wir mit dem 
einzigen Organ des Auges, nur sinnlich, als volle Kunst 
werke gemessen können. 
Der zweite Weg, der von den geistigen und kultu 
rellen, nicht nur den künstlerischen Voraussetzungen 
und Hintergründen her, mit restloser Ausbreitung und 
geschichtlicher Durchleuchtung des Stoffes den Zugang 
öffnen soll, wird von der Wissenschaft erst gebahnt. 
Eine recht ansehnliche Literatur in englischer, französi 
scher und deutscher Sprache zeigt, was die Forschung seit 
wenig mehr als dreissig Jahren am Thema gefunden hat 
und an ihm sucht. Wenn es den Anschein hatte, als ob 
diese für Europa wie vom Himmel gefallene Kunst auch in 
Japan um die Mitte des 18. Jahrhunderts wie ein Meteor 
auf glänzte, um schon einhundert Jahre später in Buntheit 
und Formlosigkeit wieder völlig zu versprühen, so wissen 
wir heute, dass sie in einer starken Tradition viel 
seitig und tief verwurzelt, ihre «Blütezeit» nur eine Stufe 
einer viel längeren und weit zurück reichenden Entwick 
lung und Entfaltung ist. Feierliche bildliche Darstellungen 
des chinesischen Altertums stehen am Anfang; ein streng 
religiöser und heroischer Stil wirkt durch die Jahrhun 
derte weiter; der Holzschnitt löst sich von der Malerei; 
eine neue, volkstümliche Bildersprache geht aus der Buch 
illustration hervor und lebt neben dieser in Einzel
	        
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