Volltext: Ausstellung Oskar Kokoschka

Sonne in einem Grün, das nicht bloßes Augenerlebnis ist, in gleicher Weise 
werden auch die Berge von Mürren in Farbe und Aufbau zu einer vom 
optischen Bild fast völlig gelösten Übersteigerung. Das Pathos, das aus 
dem Doppelbildnis des Künstlers und der von ihm geliebten Frau ent= 
springt und es selber wieder bis ins letzte füllt, kommt auch einem ein- 
fachen Malerporträt zugute, wo der überraschte Beschauer sich über seine 
Berechtigung vielleicht zuerst überhaupt klar werden muß, 
Wo wieder das gleiche Paar im Wirbel der Windsbraut ruht, ver= 
stehen wir den bisher nie gesehenen Aufwand in Farbe, Bewegung und 
Format als Atmosphäre der tragischen Spannung, die die zwei Menschen 
fühlbar begleitet. 
Der Irrende Ritter ist noch einmal ein Selbstbildnis, der im Krieg 
vom Tod erfaßte Künstler ist einsam und verwirrt wieder ins Leben zurück 
getragen worden. Er malt weiter, in satten Pasten die Frau mit Papagei, 
die Susanna. Der vor dem Krieg fast herrisch-rasche Pinselstrich verknäuelt 
sich zu vielgewundenen breiten Bändern. Aus ihrem Geflecht leuchtet bald 
wieder silberner Glanz. Es löst sich in farbig sprühende Tupfen, dann in 
große Flecken und Flächen von Rot, Blau, Grün, Gelb. Keine Stufe fehlt, 
von den «Freunden> zum Liebespaar, der Jagd, Mädchen mit Blumen- 
strauß, Mutter und Kind, bis zur blauen Gitta, der blauen Frau, den 
Kompositionen «Sommer», «Maler », dem großen Selbstbildnis von 1923 
und den Elblandschaften der gleichen Dresdener Zeit, da Kokoschka wäh= 
rend einiger Jahre als Lehrer an der Kunstakademie wirkte, Von einigen 
großen biblischen Kompositionen dieser Zeit, nun Themen des Alten Testa- 
ments, die mit den gleichen unverhohlenen Mitteln inszeniert sind — und 
weitab liegen von den kleinen religiösen Bildern von 1910/11 — enthält 
die Ausstellung die eine, Lot und seine Töchter, andere, die heute noch 
in den Büchern paradieren, hat er vernichtet. Noch einmal schwelgt er 
aber im Eigenglanz der Farben, hier vor allem in durchscheinendem tief 
leuchtendem Blau und Grün, in zwei Schweizer Landschaften von 1914, 
einem Genfer See und einem Vierwaldstätter See. 
Mit diesen Bildern hat man sich bisher von Kokoschka verabschiedet, 
Die Werke der Dresdener Zeit galten als wirkungsvoller Abschluß einer 
in ihrer Raschheit und Entschiedenheit wie in den Ergebnissen jeder Etappe 
staunenswerten Wandlung von psychologisch belasteten Bildnissen — in 
denen dem menschlichen Inhalt alles, dem äußeren Schein nur wenig 
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