VI
seinen tausend Abbildungen bis zu dem jüngsten Bekennt
nisbüchlein des Malers Würtenberger; namentlich durch
seine eigenen Schriften, vor allem den «Herbst des Lebens»
und den «Winter des Lebens». Es ist unmöglich, sich ihrem
Banne zu entziehen, diesen Aufsätzen eines Malers über
sein eigenes Leben und das Leben überhaupt, über seine
Kunst und Kunst überhaupt; wo immer Dinge betrachtet
und beleuchtet werden, die für alle Menschen wichtig sind;
und es ergibt sich der Zwang, vor dem künstlerischen Werk
Hans Thomas immer auch den Menschen zu sehen, ja gar
das Werk nur als Folie für die Figur dieses Menschen zu
empfinden.
Der Meister spricht in seinen Büchern für sein Werk
als Künstler, und das Werk spricht für ihn, wo man nun
stehe. Diese Einheit ist so stark, daß die meisten andern,
die über das Werk reden wollen, dies mit seinen Worten
tun oder doch den Klang ihrer Sprache der seinigen anzu
gleichen suchen. Viele werden dabei schwärmerisch und
sentimental, tragen eigene, im Wiederschein seiner Kraft
halb erweckte, halb erborgte Gefühle, und Scheingefühle
an ihn heran. Diese Art von Literatur hat vielleicht die
klaren Linien seines Bildes für uns Schweizer in den letzten
Jahren da und dort etwas verbogen. Aber Hans Thoma
ist nicht sentimental, auch nicht «stimmungsvoll». Ganze
Landschafterschulen, von Fontainebleau bis Dachau und
Worpswede haben die mit der Kurzsichtigkeit des Städters
gesehene und übersehene Natur mit der «Stimmung» des
Stadtmenschen belastet und gleichzeitig verklärt. Sie
haben als Städter auf die Landschaft «reagiert». Bei Thoma