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Doch das Werk als Ganzes ist von unbeirrter
Folgerichtigkeit, auch bei oberflächlich wechselndem
Aspekt und schnellstem Ablauf der äussern Ent
wicklung. Vollkommene Vertrautheit mit dem Prob
lem, im Wichtigen und Nebensächlichen, und be
herrschende Kenntnis aller literarischen wie künst
lerischen Dokumente werden dem, der beides
besitzt, erlauben, auch das Werk in der Ordnung
und unverstellten Schönheit auszubreiten, wie heute
das Leben des Künstlers vor uns steht. Ein solches
Buch steht von dem holländischen Forscher J. B.
de la Faille in Aussicht.
Der vorliegende Katalog der Zürcher
Ausstellung hat da und dort chronologische
Unsicherheiten durch genaue Befragung der Briefe
zu klären versucht. Der zeitlichen Einreihung
der Bilder liegen die Briefe meistens auch da zu
Grunde, wo keine Stellen besonders zitiert werden.
Manche Zitate gehen anderseits in ihrer Bedeutung
wieder weit über die blosse chronologische Ver
ankerung eines Gemäldes oder einer Gemälde
gruppe hinaus. Sie öffnen ein wenig die Türe
zur Gedanken- und Empfindungswelt von van Gogh
als Mensch und Maler. Eine Vorstellung und
irgendwie zulängliche Erkenntnis ihrer Einheit und
Grösse und damit seines künstlerischen Werkes
als Tat vermag nur die vollständige Bewältigung
des grossen Briefwerkes, auch in seinen frühen
Teilen, zu vermitteln.
Die Zitate beziehen sich bei den Briefen an Theo auf den
zweiten Band der deutschen Uebersetzung, Berlin 1914, (P. Cassirer);
bei den Briefen an Bernard auf die deutsche Ausgabe von H. Gräber,
Basel 1921 (B. Schwabe), j WARTMANN.