Volltext: Ausstellung Edvard Munch

XIII 
mal neue Form <davon unsere Nr. 4, 211, 212, 46>. Dies sind wenige 
Beispiele. 
Stärker noch als die Neigung zu wiederholter Aufnahme eines be^ 
stimmten einzigen Themas für ständige Vertiefung und Verstärkung erweist 
sich das Streben, innerlich verwandte Themen zu größerer Einheit und 
reicherem Klang im Zyklus zusammen zu fassen. 
Schon zur ersten Berliner Ausstellung von 1892 bringt Munch eine 
Anzahl jener Gemälde im wesentlichen fertig gestaltet und zyklisch gereiht, 
aus denen er im Lauf der nächsten Jahre den „Fries des Lebens" auf» 
baut. Wahrend des Berliner Aufenthaltes erweitert er die Sammlung, 1894 
sind es 14 Bilder wie die Nacht <s. unsere Nr. 138, 201), die Einsamen 
<Nr. 92, 421), Eifersucht <Nr, 211, 212), das liebende Weib <Nr. 88, 204), 
Eifersucht am Meer <Nr, 4, 404, 426), die Dreigestalt des Weibes <Nr. 93, 
238), der Kuß <Nr. 7, 94, 221, 428), Mädchen am Fenster <Nr. 78), 
Vampyr <Nr. 205), Asche <Nr. 220, 236), der Schrei <Nr. 203), Angst 
gefühl <Nr. 214, 401), Fieber <Nr. 223), Sterbezimmer <Nr. 224),• 1902 
in der Ausstellung der Sezession 18, — nach anderm Bericht 22, — Gemälde 
in gleich großem Format, ein wirklicher Fries von Bildern des Lebens und 
des Sterbens, Im letzten Jahrzehnt des Jahrhunderts steht diese Folge 
im Mittelpunkt seines Werkes, alles was er schafft, ist Teil dieser Idee, 
Auch die vielen heute scheinbar außerhalb stehenden Kompositionen ent* 
stehen im Gedanken an den „Fries des Lebens". Parallel geht jene Samm* 
lung von ersten Bildnislithographien seiner Dichterfreunde, aus den Jahren 
1896 bis 1902, Heiberg, Jäger, Strindberg, Obstfelder, Mallarme, Przyby* 
szewsky, Holger Drachmann, Ibsen, auch ein „Zyklus des Lebens", und 
auch als zusammenhängende Reihe gedacht. 
Vom Pariser Impressionismus hatte Munch zu Anfang der 1890er 
Jahre seiner eigenen Natur folgend und von seinen Freunden bestärkt sich 
abgewendet. Bilder, nicht Abbilder von Modellposen und gestellten Situa 
tionen wollte er schaffen, nur eigenes Erlebnis aus dem Innersten heraus, 
als Gleichnis für Menschenleben überhaupt, gestalten. So sind die Gemälde 
zum ersten Lebensfries empfunden und durchgeführt. Als die Öffentlichkeit 
sie zu Gesicht bekam, hatte er schon auf seine Weise den Weg „zur 
Natur" wieder zurückgefunden. Vielleicht ist erst jetzt, in den frisch^ 
farbigen, breitflächigen Bildern der Jahre 1902—1907 der Impressionismus 
in der ihm gemässen Form in ihm fruchtbar geworden. Die Erneuerung
	        
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