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EINFÜHRUNG.
Was vom Menschen bleibt, ist sein Werk. Was es ihn
kostete, das Werk zu vollbringen, ist oft schwierig zu erkennen.
Oft sehen wir nur das Gewollte und tadeln das Geschaffene,
manchmal aber vergessen wir über dem Getanen das Gewollte.
Aber wir sollten den Weg von der Eingebung bis zur Voll
endung des Werkes im Schaffenden besser übersehen lernen,
denn einmal verachten wir dessen Meilensteine und das nächste
Mal schlafen wir im Schatten eines solchen ein.
Jeder Besucher dieser Ausstellung hat gleichzeitig Gelegen
heit, fertige Werke Albert Weltis anzusehen. Manchen sind sie
nur zu fertig. Das sind jene, die unter der Zeitnervosität leiden.
Ein bischen tun wir s ja alle. Zum mindesten haben wir die
Ruhe vorm Werk verlernt, haben zu wenig Zeit. Wer nun aber
glaubt, dass er vor diesen Studien und Skizzen auf die Rechnung
seiner hastigen Nerven komme, irrt sich. Denn diese Studien
und Skizzen sind innerlich ganz ausserordentlich fertig; der sie
schuf, hätte, um sich selbst zu genügen, nicht weiter gehen
müssen. Er verlängerte aber den Schmerzensweg seines Schaffens
immer so weit, bis er mit jenen Menschen zusammentraf, die
gesunde Augen und guten Willen ihm entgegenbrachten. Das
ist der geistige Vorgang, den der bildende Künstler unter
„Ausführung“ versteht. Man könnte ihn auch als „ Verständlich-
machung“ bezeichnen.
Wie der Künstler Welti in seiner Bescheidenheit dem Be
trachtenden entgegenkam, so bietet sich hier dem Betrachtenden
die schöne Gelegenheit, seinerseits dem Künstler entgegenzu
kommen, indem er Werke zu verstehen sucht, die erst innerlich
vollendet sind, die zum Teil es ausserlich nie wurden. Denn
seit zehn Jahren ist er tot, dessen Wollen und Kämpfen, dessen
Siegen und Können in diesen sechzig Rahmen voll Zeichnungen
sich wohl unvollständig, aber doch in seiner ganzen Grösse
darstellt. A. J. W.