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das mit tiefroten und helleren Blüten fparfam belebte dunkelgrüne Laub^
werk, die farbige Aufteilung von Boden und Hintergrund/ das fatte Dunkel
grün begegnet nur noch im Laubwerk bei dem knienden Knaben <KataIog
Nr, 161) «zum Auserwählten», ein ähnliches Rot und Grün in den Nelken
des «Blumenmädchens» <Kat, Nr, 135),
Das zarte Blaugrün und Hellgrau der Saleve- Landfchaft, das den
«Wegmacher» <Kat, Nr, 165) umfließt, in der großen «Wiefe am Saleve»
<Kat, Nr, 125 B> dominiert und in die Farbigkeit der «Eurhythmie»
da und dort noch hineinfpielt, begleitet den Künfller auch auf neue Wege,
Schon zu den Füßen des Knaben der «Anbetung» breitet fich ftatt einer
Landfchaft ein einziger blaugrüner Rafenteppich,- im Verlauf der Arbeit
am «Auserwählten» gelangt Hodler zur vollftändigen formalen VerfchmeL
zung und zum farbigen Einklang von Figur und Raum — der Bildraum wird
Bildfläche —- zum Fresko-Stil, Die Figur zum «Auserwählten» von 1894
<Kat, Nr, 167) ifl fein früheftes Werk, das als reines Wandgemälde gelten
kann. In den Einzelfiguren für die Schweizerifche Landesausflellung von
1896 <Kat, Nr. 183 —191 — im ganzen follen es gegen 30 gewefen fein —
Kat, Nr, 182 gilt als Probebild, auf Grund deflen der Auftrag erteilt wurde)
und dem dreiteiligen Fresko zum «Rückzug von Marignano» im Schweize-
rifchen Landesmufeum <1897—1900) erhielt der Künfller die Aufgaben,
an denen er hätte ein Monumentalmaler werden können, wenn er nicht
dafür geboren gewefen wäre. Alle Stufen der durch äußere Einflüße ver^
fdhiedene Male gehemmten Arbeit am Wandgemälde «Marignano» find
in der Ausftellung in Proben von verfchiedenem Gewicht vertreten. Von
vier großen Fällungen des Mittelfeldes fehlen zwei,- die eine entfpricht dem
erften kleinen Gefamtentwurf <Kat, Nr. 193) und befindet fleh im Ausland,
die andere, im Aufbau und in lichter, frifcher Farbigkeit dem ausgeführten
Fresko am nächften flehend, gehört zu den beiden als Kat. Nr. 197 und
198 vorhandenen Seitenfeldern aus dem Kunftmufeum Genf,
In das neue Jahrhundert tritt Hodler mit neuen Farben und
einer Ueberfülle von Gehalten als Fortwirkung und Erhöhung jener Bild
ideen, die ihm zum Teil fchon vor der Hingabe an die vaterländifchen
Werke für Genf und Zürich bewegten. Es folgt jene Reihe von vorerft
nur immer noch größer und fefter gebauten, dann immer ftärker erregten
und wärmer gefärbten Landfchaften und Figuren, bis zu dem Riefengefchlecht