Volltext: Füssli-Ausstellung im Kupferstichkabinett

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einem solchen, der Darstellung von Geduld und De 
mut in Unbill, zeigt sich Fützli besonders deutlich 
als Schüler seines frühesten Lehrers, des Zürcher 
Meisters Gotthard Ringgli; auch er erläutert seine 
Gleichnisdarstellungen durch etliche lehrhafte Sprü 
che wie Ringgli seinen „Spiegel der Geduld", der 
gegenwärtig die Rückwand von Raum BIH ziert. 
Die Soldatenfiguren sind wohl Studien zur An 
eignung von „Callotens Manier", in der der Künst 
ler sich erfolgreich betätigt haben soll. An Jacques 
Callot erinnern die Umrisse; die Kühnheit der Be 
wegung, all den Glanz und die Grandezza der po 
sierenden und bramarbasierenden Soldaten und 
Straßenränder Callots sucht man bei Fützli um 
sonst, seine Figuren sind vom gleichen breitspurig- 
gutmütigen Schlag der Bannerträger und Säckel 
meister auf den Schweizer Glasgemälden des 17. 
Jahrhunderts. Eine gewisse Derbheit spricht auch 
aus dem sehr lebendigen Selbstbildnis des Künst 
lers, mit breiter Nase, struppigem Bart und 
Schnurrbart, langem ungelocktem Haupthaar. Zu 
diesem Gesicht und dieser wohlgemeinten, aber doch 
etwas schwerfälligen Kunst patzt durchaus eine Anek 
dote, wie sie über des Künstlers Arbeitsweise über 
liefert wird: „AIs er auf eine Zeit ein Gemähld in 
der Arbeit hatte, wo er in gewissen Figuren die 
äußerste Bestürzung, Furcht, Schrecken und Entfei- 
zen ausdrücken sollte; und ihm aber seine ersten 
Versuche bei Weitem nicht Genüge taten, fiel er 
auf eine seltsame Erfindung, um seine Imagination 
recht anzufeuern. Er nahm einen großen Schweizer.- 
degen von der Wand, zückte ihn und lief mit einer 
verstellten rasenden Wut in das Nebenzimmer, wo 
seine Schüler, deren er damals eine ziemliche An 
zahl hielt, beieinander über ihrer Arbeit saßen. Er 
tummelte sie eine Weile in dem Zimmer herum, 
und weil sie nichts anders glaubten, als daß er sie
	        
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