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schafft den logischen Zusammenhang der Teile
im blonden durchsichtigen Licht. Seine Malweise
hat sich seiner fortschreitenden Anschauung gemäss
entwickelt, aber nicht so, wie es sonst in der
Kunst üblich ist, vom Zeichnerischen zum Male
rischen, sondern beinahe umgekehrt: Uber den
flüssigsten Vortrag und die blendendste Malerei
verfügte er in seinen Anfangsjahren. Später wird
er immer fester, manchmal, vorübergehend, sogar
emaillehaft, und die letzten Werke, wie etwa der
überlebensgrosse Kopf seines Freundes Seeger und
das Bildnis einer Frau Rossner-Heine zeigen eine
Oberfläche von gussartiger Undurchdringlichkeit,
unter der es doch in den feinsten malerischen Tönen
und den zartesten Lichtbewegungen schwingt.
WILHELM TRUBNER ist nicht Leibis Schüler
— ein grosser Meister hat keine Schüler und kann
keine haben — sondern sein Genosse. Sie trafen
sich in den Anfängen ihrer Laufbahn, im Anfang
der siebziger Jahre und gingen ein Stück Weges
zusammen, weil der eine sich durch die Anschauung
des andern bestätigt und bestärkt fühlte in seinem
Wollen. Trübner, ohne die unerhörte Formenenergie
seines grossen Freundes immer zu erreichen, ging
auf dem Wege des Koloristischen einen Schritt
über ihn hinaus. Sein „Mädchen mit japanischem