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nungenNr. 184—186) und diejenigen von Cappel (ca. 1345—49),
in Oberkirch bei Frauenfeld, in den bernischen Kirchen von
Könitz, Münchenbuchsee und Blumenstein und die
vielleicht ebenfalls noch aus dem XIY. Jahrhundert stammenden
Glasgemälde in der Kirche von Staufberg bei Lenzburg.
Schon im XIY. Jahrhundert hatte sich mit dem Darstellungs
kreise auch die Summe der technischen Hülfsmittel erweitert.
Früher hatte man sich nur Einer Auftragfarbe, des sog.
Schwarzlothes bedient, mit welchem vermittelst weniger herz
hafter Pinselstriche die Zeichnung und die Schattirung ausgeführt
zu werden pflegte, wobei übrigens jedes einzelne Stück d. h.
jede Farbe für sich besonders in Blei gefasst werden musste
(siehe die Nummern 1—6). Bereits in den Fenstern von
Hauterive, und auch in denen von Königsfelden und Blumen
stein ist die Anwendung einer zweiten Schmelzfarbe, des Kunst
oder Silbergelbes zu constatiren, die in der Folge immer umfang
reicher und seit dem XY. Jahrhundert in Yerbindung mit einer
damals neu erfundenen Procedur den Anlass zu einer gänzlichen
Umgestaltung der bisherigen Darstellungsweise gab. Jene Erfin
dung war die des üeberfangglases, das im Gegensätze zu den
in der Masse gefärbten, sog. Hüttengläsern weiss und bloss mit
einem farbigen Schmelze überzogen ist. Wurde dieser durch
Schliff entfernt, so war es möglich auf einem und demselben
Stücke zwei, und durch die Anwendung des Silbergelbes noch
mehr Töne zu erzeugen.
Natürlich dass in Folge dessen nun auch der Stil der Com-
positionen sich änderte und die Lust erwachte, in freieren Schil
derungen mit der opaken Staffelei- und Wandmalerei zu wett
eifern. So entwickelte sich im Gegensätze zu der älteren
ausschliesslich decorativen Kunst eine Richtung, deren Erzeug
nisse (Glasgemälde im Berner Münster) wohl eine überraschende
Routine der Technik, Ausführlichkeit der Zeichnung und eine
bisher nie dagewesene Freiheit des Yortrages zeigen, hinsichtlich
der stilistischen Correctheit aber und der Kraft und Harmonie