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festirt, gesellen sich Motive, welche in den älteren Glasmalereien
noch nicht verwendet worden waren : Genien und Engelknaben
(Putti), die spielend, gaukelnd, kämpfend, bald musicirend oder
mit Guirlanden und Fruchtschnüren beschäftigt, in den krönenden
Partien sich herumtreiben. Auch in den Architekturen treten
neue Formen, die Elemente der Renaissance zu Tage, erst zag
haft und seltsam vermischt mit gothischen und selbst mit roma
nischen Gliedern (Nr. 15), die aber immer seltener werden,
bis endlich' um 1580 etwa der neue Stil zur allgemeinen Herr
schaft gelangt.
Eben damals war es mit der alten Herrlichkeit der kirch
lichen Kunst zu Ende gegangen. Die Reformation mit ihren
Stürmen hatte die Kirchen gesäubert, kahl und nüchtern standen
sie da, ein Bild der puritanischen Einfachheit, die jeden Antheil
der bildenden Künste an dem kirchlichen Leben mit unnach-
sichtlicher Strenge zurückwies. Und doch geschah es, dass eben
damals die Schweiz auf der Höhe ihrer künstlerischen Vollkraft
stand, auf einer Höhe, die sich allerdings nicht sowohl in
Schöpfungen monumentaler Art, als vielmehr in den Erzeug
nissen des kleinkünstlerischen Fleisses äussert, in den Glas
malereien besonders, die von da an als eine Specialität der
Schweizer weithin berühmt und begehrt waren.
In der That waren die Bedingungen für die Entwickelung
dieses Kunstzweiges so günstig wie möglich beschaffen. Ein
frischer aufstrebender Geist begann sich in allen Verhältnissen
zu regen, unterstützt durch den Wohlstand, den glücklich be
endete Kriege und der auf blühende Handel und Wandel brachten.
Man fing an, sich des Lebens in einem höheren Sinne zu erfreuen,
auf Bildung Werth zu legen, die bald ein Gemeingut aller
Stände wurde und auch in künstlerischen Dingen das Verständ
nis für den Geist und die Formen des wiedergeborenen Classi-
cismus weckte. Und dazu waren die besten Lehrmeister vor
handen : Hans Holbein, der in Basel wirkte, in Bern der Alt
meister Nicolaus Manuel Deutsch und neben diesen beiden der