Volltext: Kataloge von Ausstellungen der Künstler-Gesellschaft Zürich 1868-1895

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festirt, gesellen sich Motive, welche in den älteren Glasmalereien 
noch nicht verwendet worden waren : Genien und Engelknaben 
(Putti), die spielend, gaukelnd, kämpfend, bald musicirend oder 
mit Guirlanden und Fruchtschnüren beschäftigt, in den krönenden 
Partien sich herumtreiben. Auch in den Architekturen treten 
neue Formen, die Elemente der Renaissance zu Tage, erst zag 
haft und seltsam vermischt mit gothischen und selbst mit roma 
nischen Gliedern (Nr. 15), die aber immer seltener werden, 
bis endlich' um 1580 etwa der neue Stil zur allgemeinen Herr 
schaft gelangt. 
Eben damals war es mit der alten Herrlichkeit der kirch 
lichen Kunst zu Ende gegangen. Die Reformation mit ihren 
Stürmen hatte die Kirchen gesäubert, kahl und nüchtern standen 
sie da, ein Bild der puritanischen Einfachheit, die jeden Antheil 
der bildenden Künste an dem kirchlichen Leben mit unnach- 
sichtlicher Strenge zurückwies. Und doch geschah es, dass eben 
damals die Schweiz auf der Höhe ihrer künstlerischen Vollkraft 
stand, auf einer Höhe, die sich allerdings nicht sowohl in 
Schöpfungen monumentaler Art, als vielmehr in den Erzeug 
nissen des kleinkünstlerischen Fleisses äussert, in den Glas 
malereien besonders, die von da an als eine Specialität der 
Schweizer weithin berühmt und begehrt waren. 
In der That waren die Bedingungen für die Entwickelung 
dieses Kunstzweiges so günstig wie möglich beschaffen. Ein 
frischer aufstrebender Geist begann sich in allen Verhältnissen 
zu regen, unterstützt durch den Wohlstand, den glücklich be 
endete Kriege und der auf blühende Handel und Wandel brachten. 
Man fing an, sich des Lebens in einem höheren Sinne zu erfreuen, 
auf Bildung Werth zu legen, die bald ein Gemeingut aller 
Stände wurde und auch in künstlerischen Dingen das Verständ 
nis für den Geist und die Formen des wiedergeborenen Classi- 
cismus weckte. Und dazu waren die besten Lehrmeister vor 
handen : Hans Holbein, der in Basel wirkte, in Bern der Alt 
meister Nicolaus Manuel Deutsch und neben diesen beiden der
	        
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