Volltext: Kataloge von Ausstellungen der Künstler-Gesellschaft Zürich 1868-1895

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IV. 
(Panneau IV—IX, Nr. 36-98.) 
Damals freilich war es mit der höchsten Blüthe der heimischen 
Glasmalerei bereits vorüber. Schon im letzten Viertel des 
XYI. Jahrhunderts hatte — sagen wir nicht eine Verwilderung 
— aber doch ein Verlassen der guten auf alter Erfahrung be 
gründeten Regeln begonnen. Verführt durch das Erbe eines 
hochentwickelten Könnens war man zu allen möglichen Künsteleien 
und technischen Kniffen übergegangen, die man besonders in 
der umfangreichen und virtuosen Verwendung der Schmelzfarben 
zu produciren liebte. Waren nun solche Töne, verglichen mit 
der Klarheit und Intensität der Ueberfanggläser, schon an und 
für sich zur kraftvollen Wirkung wenig geeignet, so ging die 
selbe noch mehr verloren, als im XVII. Jahrhundert der Stolz 
der Glasmaler immer mehr darauf gerichtet war, eine möglichst 
grosse Zahl von Farben auf einer und derselben Platte zu ver 
einigen (siehe die Nummern 42—46, 57, 76, 80, 85, 86 u. 97). 
Mag man daher diesen späteren Werken als technischen Leistungen 
ihre Bewunderung nicht versagen, mögen sie immer, was Zart 
heit des farbigen Auftrages, Feinheit der Zeichnung betrifft und 
Fleiss der Vollendung den Producten der älteren Kunst über 
legen sein, es war nicht zu vermeiden, dass die Töne im Feuer 
sich gegenseitig alterirten, und so statt der Gluth und Kraft, 
die den älteren Werken ihren specifischen Werth und Reiz ver 
leiht, eine trübe und oft recht disharmonische Wirkung entstand, 
für welche die Zeichnung, auch der tüchtigsten unserer damaligen 
Künstler: der Murer, Stimmer, Lindtmeyer und Meyer von 
Zürich nur einen mangelhaften Ersatz zu bieten im Stande ist. 
Uebrigens nahm auch der Stil der Zeichnung und der 
Compositionen an dem Verfalle Theil. Schon zu Ende des 
XVI. Jahrhunderts verschwinden die naiven und ansprechenden, 
wenn auch manchmal bizarren und gewaltthätigen Formen, mit 
denen die Renaissance in dem heimischen Kunsthandwerke sich 
eingeführt hatte. Es treten jetzt mehr und mehr bewusste An-
	        
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