Volltext: Kataloge von Ausstellungen der Künstler-Gesellschaft Zürich 1868-1895

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Scheiben aus dieser Spätzeit vor (das jüngste Beispiel in unserer 
Sammlung ist die Nummer 107 vom Jahre 1702) so zeigen sie 
eben nur, wie tief das Farbengefühl und das technische Können 
gesunken waren. Bald sind die Töne trüb, verlaufen und 
schmutzig, bald wieder, wie Grün, Blau und Roth, — für welche 
letztere Farbe zuweilen noch Ueberfanggläser verwendet wurden, — 
so schreiend und grell, dass sich die damit bemalten Theile 
vollständig von ihrer Umgebung isoliren. Schaut man dazu die 
Stillosigkeit der Ornamente und Wappen, die statt der Helm 
decke eine Umgebung von Palmen, Guirlanden, Blümlein und 
andern sentimentalen oder geschmacklosen Dingen zeigen, die 
armseligen, schwachleibigen Thiere (siehe das Zürcherwappen 
Nr. 99 von 1688), die Plumpheit und Nüchternheit der um 
rahmenden Architekturen, so empfängt man in der That den 
Eindruck eines vollständigen Bankerottes der Kunst. 
Eine Gattung allein vermochte noch länger ihr Dasein zu 
fristen: die Grisailm alerei, die vereinzelt schon früher be 
trieben und jetzt die Hauptkunst dieser spätem Meister wurde. 
Ihre Werke auf weissem Glase grau in Grau gemalt, wieder 
holen anfänglich dieselben Motive, wie wir sie in den bunten 
Schildereien gewahren. Bald aber emancipirte man sich von diesen 
vorwiegend heraldischen Compositionen, indem man zur Nach 
ahmung freierer Darstellungen in gleichzeitigen Kupferstichen, 
Gemälden u. s. w. überging. Unsere Ausstellung vereinigt eine 
stattliche Auswahl derartiger Werke, in dehen sich bis zur 
Wende des XVII. und XYIII. Jahrhunderts noch eine kraft 
volle Modellirung, fleissige Ausführung und eine respectable 
Tüchtigkeit der Zeichner bewährt, bis die Mode auch diesen 
Kunstzweig ausser Kurs erklärte und ihm damit die besten der 
ausübenden Kräfte entzog. Die letzte Phase der Schweizer 
Glasmalerei repräsentirt die Scheibe Nr. 128 vom Jahre 1771, 
wo die Zeichnung, ein Wappen von zopfigem Unkraut umgeben, 
einfach auf dem weissen Glase eingeschliffen ist. Sie stammt 
aus Bern, wo dergleichen Werke bis Anfang dieses Jahrhunderts
	        
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