Volltext: Uhu : das neue Monats-Magazin (3 (1927), 5)

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der .Lange 
weile, zwi- 
Eines Tages erkrankte eine Sängerin, 
die mit ihrem Schmalz die härtesten 
Seelen aufzuweichen verstanden hatte; 
wir standen vor einem wichtigen 
Personalwechsel. Am Ende war 
aber ein Ersatz gefunden, ein klei 
nes, pusseliges, blondes Ding, 
das weinend erklärte, für einen 
Teller warmer Suppe jeden 
Abend drei Stunden lang in 
zwei Sprachen singen zu 
wollen. Diese Dame, auf 
gewachsen und erzogen 
an den literaturbesun 
genen Ufern des Gen 
fer Sees, stellt am 
Anfang einer Welt 
bewegung, sie 
trug zuerst den 
Namen Dada. 
Wir gaben 
ihn ihr in ei 
ner Stunde 
Ein 
Dada -Wort: 
Jedermann 
sein eigener 
F4W1 
jßr Wieland Herzfelde, 11 
jfy der Herausgeber der ersten < 
deutschen Dada-Zeitschrift, 1 
fi/ die nach Aufhebung der Zensur 
erschien. Ihr damals verblüffender 
und unverständlicher Titel „Jedermann 
sein eigener Fuljball“ ist beute längst 
den Spradigebrauch übergegangen. Jk 
schon kaltem 
Tee und Ziga 
rettenstummel, 
niemand ahnte, 
was sich aus dieser gleichgül 
tigsten aller Bezeichnungen ge 
stalten würde. 
Ich sehe sie immer noch vor 
mir, wie sie sich in ihrem oft ge 
wendeten, abgeschabten Woll- 
kleidchen vor dem anspruchs 
vollen Publikum, den be 
trunkenen Studenten, ver 
beugte. Es gab Unwür 
dige, die behaupteten, 
die Dame Dada stehe 
i m Stimmbru ch u n d 
man dürfe keine 
ernsthafte Kritik 
an ihre gesang 
lichen Leistun 
gen legen. 
Mademoiselle 
Dada war die 
Mistinguette des 
Kabarett Voltaire 
87
	        
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