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der .Lange
weile, zwi-
Eines Tages erkrankte eine Sängerin,
die mit ihrem Schmalz die härtesten
Seelen aufzuweichen verstanden hatte;
wir standen vor einem wichtigen
Personalwechsel. Am Ende war
aber ein Ersatz gefunden, ein klei
nes, pusseliges, blondes Ding,
das weinend erklärte, für einen
Teller warmer Suppe jeden
Abend drei Stunden lang in
zwei Sprachen singen zu
wollen. Diese Dame, auf
gewachsen und erzogen
an den literaturbesun
genen Ufern des Gen
fer Sees, stellt am
Anfang einer Welt
bewegung, sie
trug zuerst den
Namen Dada.
Wir gaben
ihn ihr in ei
ner Stunde
Ein
Dada -Wort:
Jedermann
sein eigener
F4W1
jßr Wieland Herzfelde, 11
jfy der Herausgeber der ersten <
deutschen Dada-Zeitschrift, 1
fi/ die nach Aufhebung der Zensur
erschien. Ihr damals verblüffender
und unverständlicher Titel „Jedermann
sein eigener Fuljball“ ist beute längst
den Spradigebrauch übergegangen. Jk
schon kaltem
Tee und Ziga
rettenstummel,
niemand ahnte,
was sich aus dieser gleichgül
tigsten aller Bezeichnungen ge
stalten würde.
Ich sehe sie immer noch vor
mir, wie sie sich in ihrem oft ge
wendeten, abgeschabten Woll-
kleidchen vor dem anspruchs
vollen Publikum, den be
trunkenen Studenten, ver
beugte. Es gab Unwür
dige, die behaupteten,
die Dame Dada stehe
i m Stimmbru ch u n d
man dürfe keine
ernsthafte Kritik
an ihre gesang
lichen Leistun
gen legen.
Mademoiselle
Dada war die
Mistinguette des
Kabarett Voltaire
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