18 mand etwas gefehen als feine Frau, die damals ein kleines Mäd= lein war und die er - ein klein wenig auch - wegen ihres Mit» willens geehlicht hatte. So kam vielleicht die Hälfte der Schuld auf fie. Das Mädlein war ein Jüngferlein geworden. Schmal und bleich mit großen dunklen Augen, in denen immer die Frage zu ftehen fchien: rparum fchauft du mich an ? Wenn fie angezogen war, legte fie ihr Umtuch ins Dreieck, fchlugs um die Schultern, band zrpei Zipfel davon kreuzweis um die Bruft und im Rücken zufammen und ließ den dritten unter ihrem fchwarzen Haar iPie ein braunrotes Wimpelchen flattern, ipenn fie mit rafchen Schritten durch die Straßen ging. Das war die Frau Schleicher und ipar früher die Jungfer Steiner geipefen und noch früher das Steiner Miggeli. Aber das Umtuch war immer dasselbe. Vor Jahren einmal ipar fie an einem fchönen Sonntag nach= mittag durch die Wiefen gegangen und der Schneider hatte fleh zu ihr gefeilt. Sie fah ihn gern, ipeil er ihr Schulkamerad ge= wefen. Daß fie feine Frau werden ipürde, daran dachte fie nie. Sie ließ ihre Träume nicht fo hoch fliegen. Darauf daß einmal ein fcheu gewordenes Pferd durch die Straßen geraft und der Gottlobli hinter dem Brunnenftock geftanden, hatte fie vergeffen, und dachte jeßt, ipo der junge Schneider neben ihr durch die Wiefen ging, erft recht nicht daran. „Weißt du noch Miggeli?” „Was denn?” „Hedann, weißt beim Mohren?” „Nichts weiß ich!” „Der Wagen mit dem Gaul?” „Was für ein Wagen?” „Weißt doch, der wo wild geworden ilt!” Miggli Steiner fah Gottlob Schleicher mit fonderbaren Augen an. Was der für wunderliche Sachen berichtete. „Da bin ich fchuld daran.” Die Augen der Jungfer nahmen einen immer verwundeteren Ausdruck an und wurden fo groß, wie der Schneider fie noch nicht gefehen. Oh läb, dachte er traurig, jeftt ift’s aus. Und er wußte nicht, ob er da noch berichten folle, dann nahm er fleh ein Herz: