12 Diese wenigen merken es schnell, daß sie in der Schale der Revolution mehr zu lernen als zu lehren haben. Enttäuschend für Leute, die sich an ein Milieu gewöhnt haben, in dem es als Tugend gilt, in sich verliebt zu sein. Mancher kehrt denn auch bald aus der „oberflächlichen Welt“ der politischen Revolutionäre zurück in die unergründlichen Tiefen des reinen Geistes, oder geht „noch weiter nach links“, wo Partei und Politik verblassen neben dem glühenden Antlitz des absoluten Revolutionärs (z. B. Rühle), — der bei Tageslicht besehen dem Sonntagsjäger gleicht, der schießt, damit die wilden Tiere kommen. Die wenigsten Künstler werden sich damit befreunden, ihr Tun und Denken bewußt und nüchtern in den Dienst einer Klasse zu stellen, deren höchstes Prinzip die Ueberwindung des egozentrischen Materialismus, des separa tistischen Individualismus ist. Von der Absicht zur Ausführung ist ein weiter Weg besonders dann, wenn alle Maße, die man besitzt, unbrauchbar geworden sind, wenn man, zu differenziert, um unreflektiv zu schaffen, die ge wöhnliche Art über die Dinge und über die Beziehungen des Da seins nachzudenken, umstoßen muß; wenn man seine gesamte Welt anschauung neu auf bauen, ja gewissermaßen das Denken neu er lernen muß. Es heißt diese Notwendigkeiten verkennen, wenn man glaubt, der Künstler könne als Kommunist sein Handwerk weiter treiben, etwa wie der Bäcker stets Brot backen wird, unabhängig davon, was er politisch denkt. Gerade weil der Künstler — ob er will oder nicht, ob es ihm schlecht geht oder gut — kein Proletarier ist, hat er ganz andere und wesentlichere Widerstände zu überwinden (um sich und vor allem in sich) als jener, damit er eine brauchbare Kraft im Befreiungs kampf der unterdrückten Klassen werde. Sein Weg zum Kom munismus hat zwei Phasen: die erste hat er durchlaufen, wenn er seinen Platz in der kommunistsichen Partei, seine Pflichten im Kampf gegen das Ausbeutertum, in der Solidarität mit den Ge nossen erkannt hat. Dieser Weg ist verhältnismäßig leicht zurück zulegen. Die zweite Phase setzt mit der Erkenntnis ein, daß die Fortsetzung seiner Berufstätigkeit in gewohnter Weise ähnlich un möglich ist, wie etwa für den kommunistischen Journalisten die Arbeit in einer bürgerlichen Redaktion. Die Kommunisten haben ihre Presse, der Journalist sieht also ohne weiteres einen Ausweg. Die Kommunisten haben aber (vor Eroberung der politischen Macht) weder Museen noch Bühnen, weder Zeit noch Geld. Der Künstler sieht daher keinen Ausweg; er fühlt sich plötzlich in der Luft hängen: für die Bourgeoisie kann er und will er nicht wie bisher arbeiten — das Proletariat ist psychisch und ökonomisch so