21 alten für Ergebnisse einer neuen Gesellschaftsordnung. Nicht aber gegen die Ursachen der alten und für die Geburt der neuen Ordnung. Sicher sind manche, welche sich mit diesen absoluten Problemen abquälen, sehr gute Genossen — doch ändert dies nichts daran, daß ihr berufliches Streben schädlich, wenn nicht wirkungs los sein muß, in ähnlichem Sinn wie das Tun von Genossen, die die Frage, „wie lebe ich als Kommunist in der bürgerlichen Ge sellschaft?“, beantworten: „indem ich sie meide oder so tue, als ob sie nicht da sei“ und folgerichtig eine Siedlung gründen. Die Künstlerkolonie Worpswede etwa ist ein Schulbeispiel dafür. Dort kann man sich Kommunisten ansehen wie Edelwild im Zoo, das Gitter bauen sie sich selber, und weh tun sie niemandem. Die Probleme, die sie naturnotwendig fruchtlos behandeln, sind viel leicht spruchreif, wenn der Kampf mit der Bourgeoisie, mit Kapital und Militarismus endgültig vorüber ist. Die Mittel im Kampf haben nichts zu tun mit seinen Früchten: Mittel zu sein für den Kommunismus, einzig das ist das Gebot der Gegenwart, Kommu nist sein zu wollen mitten im Kapitalismus, Kunst über den Klassen produzieren zu wollen, ist — wenn auch liebenswert-kindliche — Vermessenheit. Eine ganz andere Frage ist es, inwieweit die Kunst der Gegenwart Ansätze und Keime birgt, Nährboden ist für die Kunst der kommunistischen Proletariergemeinschaft. Diese Frage zu untersuchen ist jedoch nicht Aufgabe des kommunistischen Künstlers (das Grübeln müßte seine Phantasie zersetzen), sondern die des Kulturforschers. Ein Unterschied wie zwischen Mutter und Hebamme. „Proletkult“, das Embryo der kommenden klassen losen Kultur, hat noch kein Bewußtsein, kann also kein Programm usw. haben; untersucht kann lediglich werden, ob das Proletariat mit ihm schwanger geht, die Symptome können genannt und er kundet werden, man kann sich darüber streiten, was dem Proletariat nottut, damit sein Kindlein wächst und gesund zur Welt kommt. Der kommunistische Künstler aber kann dazu nichts anderes tun, als seine Kräfte ganz und rückhaltslos in den Dienst der revolutio nären Gegenwart zu stellen. Dann und nur dann dient er wahrhaft der Zukunft. Teil IV Der Künstler im kommunistischen Staat. Mit Eroberung der staatlichen Macht eines Landes durch das Proletariat ist eine der wichtigsten Voraussetzungen zur Ueber- windung des Bürgertums erfüllt: seihe antisoziale, privatkapitali-