22 stische Ideologie ist in die Defensive gedrängt, ihrer stärksten or ganisatorischen Stützen beraubt. Nicht aber ist diese Ideologie damit schon besiegt. Die Gesellschaft ist noch lange nicht revo lutioniert, wenn ihr politischer und wirtschaftlicher Organismus in die Hände der revolutionären Klasse übergegangen ist. Dann be ginnt erst der Prozeß der sozialen Umwandlung. Er stellt die alsdann herrschende Klasse vor unendlich schwierige Aufgaben der Selbsterziehung sowie der Einwirkung auf die gleichgültigen und noch zum Teil feindlichen Massen, vor Aufgaben, die sich über Generationen erstrecken dürften, die aber trotzdem von der Stunde des Siegs an sofort mit Energie und Zielklarheit begonnen werden müssen. Um dies zu können, muß sich der Kommunist bereits vor dem Sieg mit diesen Problemen beschäftigen. Ein gefährlicher Aber glaube, dem man nicht selten begegnet, ist es zu meinen, daß solche zur Zeit noch theoretischen Erwägungen sinnlos und überflüssig seien, denn zur rechten Zeit stehe der rechte Mann schon am rechten Fleck —« dank der schöpferischen Kräfte der Revolution. Das Gegenteil lehren die Erfahrungen, die wir aus russischen Ver hältnissen während der Diktatur gewonnen haben: daß man im Kampf nie und nirgends auf Wunder rechnen darf, daß Augen blickserfolge durch die ungeheure konservative Stabilität des Ges- sellschaftskörpers nur allzu leicht rückläufig werden, und daß Ge walt daher nur dann fruchtbar sein kann, wenn sie sich paart mit intensiver Kenntnis der Struktur und der Funktionen all der ver schiedenartigen gesellschaftlichen Zellen, mit wahrhaft universeller Einsicht in die realen Zustände und mit der produktiven Kraft, diese bis in alle Einzelheiten im Sinne der kommunistischen Ent wicklung zu beeinflussen. Unter dieser Perspektive soll hier zunächst versucht werden, die soziale Lage des Künstlers unmittelbar nach dem Sturz der bourgeoisen Staatsmacht zu erörtern sowie die Aufgaben, die dann der Künstler der Gesellschaft gegenüber hat und umgekehrt diese bezw. die dann herrschende Klasse, dem Künstler gegenüber. Nicht soll behandelt werden die Frage: Wie wohl das werktätige Leben die Existenz des Künstlers in der erträumten klassenlosen kommunistischen Gesellschaft der fernen Zukunft abrollen wird — eine Frage, die recht müßig ist, und die, wenn überhaupt, nur ganz subjektiv etwa in Form einer utopischen Erzählung beant wortet werden könnte . . . Rote Fahnen wehen auf Ministerien, Parlamenten und Fabri ken, fieberhaft wird an der Schaffung einer roten Armee, an der ökonomischen und politischen Neuorganisierung des in zerrütte-