24 Organisierung dieser Schichten erschweren, auch lähmend auf die künstlerische Produktion einwirken müssen: falls der an der Spitze der Organisation stehende Künstler zum Maßstab seiner Tätigkeit seine individuelle künstlerische Anschauung macht. Es würden so die andern Anschauungen ausgeschaltet und die Oeffentlichkeit fast ausschließlich mit den Produkten einer zufälligen „Richtung“ vorlieb nehmen müssen. Das hieße aber, alle andern Richtungen ihrer Arbeitsmöglichkeit berauben, und müßte als Folgeerschei nung viele Künstler dazu bewegen, nur um zu leben, völlig ober flächliche durch keine Entwicklung und Erkenntnis bedingte Ar beiten der jeweiligen Konjunktur entsprechend herzustellen. Na türlich würden Qualität und Mannigfaltigkeit der künstlerischen Erzeugnisse dadurch sinken und so der Existenz- und Schaffens trieb der Künstlerschaft als Gesamtheit unbefriedigt bleiben. Das Ergebnis solcher Zustände wäre: Die Künstlerschaft und der künst lerisch orientierte Teil der Bevölkerung würde im Sowjet-Staat in seiner konterrevolutionären, kleinbürgerlich anarchistischen Stei lung beharren, ja bestärkt werden. Daß dies verhindert werden muß, ist klar, wenn man bedenkt, welch ungeheure Macht die Kunst im weitesten Sinn des Wortes z. B. im Weltkrieg darstellte. Die ganze Kriegsromantik der Jugend von 1914, ein gut Teil des weltpolitischen Größenwahns der verschiedenen Nationen, die ganze Glorifizierung des „Helden todes“, der „Mannestreue“, des „Seemannsloses“, all die nationali stische Verhetzung und Ueberheblichkeit wurde — wenn auch nicht verursacht — so doch genährt und gezüchtet von den Lie dern und Erzählungen, Bildern und Zeichnungen, Märchen und Gedichten, Romanen und Theaterstücken, womit man vor und während des Krieges die verschiedenen Nationen überschwemmte Daß bis heute die Revolution nur in ganz schwachen Ansätzen da zu fähig ist — in ihrem Sinne natürlich —, es ebenso zu machen, daß die revolutionäre Propaganda sich im wesentlichen beschränkt auf wissenschaftliche Beweisführung und kritisch-polemische Fol gerungen, das ist sicherlich ein Hauptgrund dafür, daß der kom munistische Gedanke sich so schwer in den breiten Massen festsetzt. Es wurde bereits (auf Seite 13) kurz erwähnt, wie un angebracht die Ueberlegenheitsgeste unserer Politiker ist gegen über den tastenden und unreifen Versuchen junger Künstler, ihre bürgerliche Arbeits- und Betrachtungsweise zu überwinden. Aber diese Tendenz ist nicht nur ungerecht, sie ist äußerst schädlich für die ganze heutige Bewegung und in den Weiterungen auch für die Entwicklung einer proletarischen Kultur. Es handelt sich hier um eine Art akademischen Intellektualismus, eine in den marxistischen