25 Parteien geradezu krankhaft wuchernde Erscheinung. Hier soll nicht etwa verteidigt werden eine intuitive und mystische GefüMs- und Instinktpolitik. Im Gegenteil: Gerade die Verletzung aller propagandistischen Logik und sachlichen Psychologie durch unsere „geschulten Theoretiker“ von Kautsky bis Thalheimer wird angegriffen. Klugheit gebietet, mit Laien nicht gelehrt zu sprechen, erwachsene Menschen nicht wie Schulkinder zu unterrichten. Es geht nicht an, daß die Organe aller Unterdrückten und Ausgebeu teten mit Ausdrücken um sich werfen, von denen nur einige, kei neswegs gesammelte oder lang herausgesuchte, zufällig, wie sie kamen, hier zitiert seien: Avantgarde, Desorientation, Terminolo gie, Destruktion, Kriterien, Auguren, Antipoden, intransingent, tar- peische Felsen, dialektisch, modus vivendi, Observanz, Fazit usw. Ob zu Marxens Zeiten dieser Reichtum an „Bildung“ vonnöten war, um sich verständlich zu machen, bleibe dahingestellt, heute ist er jedenfalls ein Zeichen der Unfähigkeit oder Gedankenlosig keit. Wie sollte man es sich sonst erklären, daß z. B. ein Propa gandist der VKPD. auf die Frage, warum die Parteipresse nicht (nach amerikanischem und französischem Muster) regelmäßig Bil der und Zeichnungen in vernünftiger Größe an auffälliger Stelle veröffentliche — antwortet, der Platz fehle, auch seien die Partei organe keine Witzblätter. Vielleicht wäre das immer noch ange brachter, als daß sie zu Mitteilungsblättern für Studenten der Revo lution und Abladestätten für den Geist ihrer Theoretiker ausarten. Von diesen Dingen mußte hier gesprochen werden, weil das Verhältnis der Sowjet-Macht eines Landes zu ihrer Künstlerschaft im großen und ganzen resultieren dürfte aus den Beziehungen der führenden revolutionären Partei zum Künstler und seiner Arbeit bereits vor Eroberung der Macht. Die diesbezüglichen Maß nahmen eines jungen proletarischen Staates werden eine Erweite rung und Umstellung der bis dahin unternommenen Schritte zur propagandistischen Ausnutzung der vorhandenen künstleri schen Kräfte und zur Belebung des sozialen Rhythmus sein. Wer beurteilen kann, wie aussichtslos die Hoffnung auf eine fruchtbare Entwicklung der bestehenden jämmerlichen Beziehun gen zwischen revolutionären Politikern und kommunistischen Künstlern ist, der muß sich sagen, daß ein Wandel zum Besseren falls überhaupt, erst dann eintreten kann, wenn unter dem gewal tigen Anprall der sozialen Katastrophe die Künstler wie auch die Politiker aus ihren ideologischen Wolkenreichen auf die bewegten Wogen der Wirklichkeit fallen. Die sozialen Wehen der Gesell schaft werden dann auch der Kunst ihre Merkmale aufprägen; die Jugend, vor allem die proletarische, wird in die von Mißtrauen