27 anderen Tag schwinden; vielleicht aus dem Bewußtsein, nicht aber aus der Wesensart. Man wird dem Künstler also den subjektiven Glauben an seine Eigenmächtigkeit zunächst am besten belassen. (Objektiv ist er ja heute ebenso abhängig, wenn nicht intensiver, als unter der zukünftigen Diktatur des Proletariats.) Ein wichti ges Mittel, diesen Glauben nicht zu zerstören, ist öffentliche An erkennung, Kritik in der Presse, Veranstaltung von Preisaus schreiben und Ausstellungen, Vorlesungen usw. Hinzuziehung von Künstlern zu allerlei begrenzten Fragen, wo sie dann ruhig tonangebend sein können und so ähnlich. Die Meinung, irgend eine Rolle zu spielen, ist von großer Bedeutung für das Wohlgefühl grade dieser Kreise und die ist bei einiger Geschicklichkeit un- gemein leicht zu erzielen. Damit ist zunächst nur soviel erreicht, daß die Künstler zur Verfügung stehen, d. h. in ihren Augen, daß die Sowjet-Macht ihnen zur Verfügung steht. Der gute Wille, im Sinne des proletarischen Gedankens zu produzieren, wird sich einstellen, sobald es sich zeigt, daß man dann Aussichten hat auf Anerkennung von Seiten maßgeblicher Instanzen, auf öffentliche Bekanntheit und dergleichen. So wird die sattsam bekannte individualistische Eitelkeit des Künstlers und der jedem Menschen natürliche Trieb, sein Tun bejaht zu fühlen, befriedigt. Es empfiehlt sich also, so weit es ökonomisch angeht, und natürlich nur in der Uebergangszeit wo dem Bestand der Pro letariermacht noch Gefahren drohen, möglichst allen Richtungen und Fakultäten vom Panoptikum-Modelleur bis zur Primadonna, vom Blitzdichter bis zu Tagore öffentliche Betätigungsmöglich keiten zu gewähren, selbst auf die Gefahr hin, daß nicht alles kon trolliert werden kann und manches Wertlose oder Schädliche er zeugt wird. Bejahung erzeugt Bejahung. — Nach kurzer Zeit wird sich die Kunst mit den gegebenen Verhältnissen abfinden, sich wie einst tausendmal wichtiger und bedeutsamer fühlen, als sie ist und jeder wird wieder seinem Trieb nach Anerkennung derjenigen Kreise, die er hochschätzt, leben. Sollten einige wenige konsequente Anhän ger des Kapitalismus konterrevolutionäre Propaganda treiben, so wird die Diktatur schon Mittel finden, um sie zu nützlicherem Tun zu bewegen. Das Wichtigste bleibt, daß man nicht durch Aner kennung nur einer Gruppe die übrigen kaltstellt, sie so zusammen schweißt und fast wider Willen zu Feinden macht, und außerdem auf diese Weise im größten Teil der Bevölkerung zu allen ökonomi schen, moralischen und politischen auch noch ästhetische Wider sprüche hervorruft.