in verantwortlichen Verwaltungsstellen, wie Spreu im Winde über das Riesenreich verteilt. Der arme Bauer erlebt trotz proletarischer Diktatur in der Wirklichkeit von den Auswirkungen derselben für ihn als Klasse noch wenig. Ihm selbst fehlt Möglichkeit und eigene Initiative, sich selbst durchzusetzen und vielfach auch das richtige Bewußtsein des Klassengegensatzes. Aber es ist im Entstehen. Täuscht euch auch darüber in Westeuropa nicht. Langsam beginnt die Aufklärung durchzusickern. Es bleibt haften, von dem Bei spiel des täglichen Lebens unterstützt. Da ist ein Bauer mit vier Pferden im Stall, die Dürre trifft in gleicher Weise die Reichen wie die Armen, aber er hat noch Vorräte versteckt und bis jetzt war es ihm noch möglich, die Pferde durchzuiüttern. Er selbst hat schon zu hungern angefangen. Mit dem im Kriege und in den ersten Revolutionsjahren verdienten Bündel Papiergeld kauft er im nächsten Flecken Er satzbrot für sich und seine Familie. Es geht ihm an sich noch ganz gut, wenn er auch schon hungert. Die Pferde und das andere Vieh fressen das gute Ge treide, möglich, daß ihn einer der Aermsten der Armen, dem seine Kinder unter den Augen sterben, um Hilfe angeht. Er wird seinen Nachbar zur Tür hinaus werfen. Wahrscheinlicher aber ist, daß dieser ihn gar nicht angehen wird, so sicher ist er von der Aussichtslosigkeit eines solchen Versuches überzeugt. Er wird die Kinder sterben sehen, die Frauen und die Greise, aber er wird schweigen. Es wird sein, daß, ehe er sich entschließt, seinen Ackergaul, der schon nicht mehr auf den Beinen sich halten kann, für ein Pud Ersatznahrungsmittel umzutauschen, zusammen mit seinem letzten Ackergerät, noch wie eine Erleuchtung ein letzter verzweifelter Gedanke ihn durchglüht: die Flucht. Da werden die Reste der Habe schnell auf den Wagen geladen, von einem Strom ähnlicher Flüchtlinge mitgerissen, wühlt sich das armselige Gefährt mühsam durch die Steppe — irgendwohin, nur fort. Aber bald bricht der Gaul zusammen und will nicht mehr aufstehen, und nach entsetzlichen Tagen einer mühseligen Wanderung kehrt die Familie ins Dorf zurück, um das Notwendigste ihres Haushaltes noch ärmer, oft sogar ohne das schützende Dach zu finden, denn viele haben dem Kulaken, dem Spekulanten aus der nächsten Stadt vorher für einen Spottpreis ihr Häuschen verkauft. Sie werden schweigend und erwarten ergeben ihr Schicksal. Die Frauen jammern noch zu weilen in Erinnerung der Prophezeiung von der Ankunft des Antichrist, an den noch viele glauben. In der ersten Zeit ging das Dorf noch zum Popen, um den um Rat zu fragen und vielleicht die Fürsprache bei, Gott zu bekommen. Aber die Popen halten nicht mit den armen Bauern. Nachdem die Reichen ihre Taschen zugeknöpft haben, denen jetzt selbst ein Zerfall ihres Besitzes droht, haben sie das Interesse am Dorf verloren. Sie sind zum größten Teil ausgerückt. So wurde allmählich die lokale Sowjetbehörde zum Mittelpunkt, bei, der die armen Bauern ihre schüchternen Fragen beantwortet bekommen. Sie kommen mit allen mög lichen Gerüchten, und es mag viel Geduld dazu gehören, immer wieder die not wendige Aufklärungsarbeit zu leisten. Das Beispiel der wenigen Kommu nisten, die manchmal an verantwortlichen Stellen über einen ganzen Kreis verteilt sind, wirkt Wunder. Sie haben die Masse der armen Bauern durch das Beispiel für sich gewonnen. Die Hungernden schweigen, sie fügen sich in ihr Schicksal, das vielleicht im Laufe dieses Winters trotz aller Hilfsaktionen dennoch der Tod sein wird. Vielleicht, daß die Frauen und Kinder noch werden gerettet werden können, auch wer von den übrigen noch neuen Mut genug faßt, sich am Leben