23 Papiergeld auszakommen und ohne Defizit zu wirtschaften, und dabei den festen Kurs beizubehalten, so wäre das sehr schön. Schon eine feste Währung allein wäre das Reservekapital, aus welchem man auf dem Wege mäßiger Emission die nötigen ^Summen zur Ergänzung kleiner zeitweiliger Fehlbeträge im Budget nehmen könnte; man könnte schließlich von dieser Währung etwas wie Zinsen erhalten, soweit die Anhäufung in dem nichtsozialisierten Teile der Industrie, d. h. in der Kleinindustrie, erlaubt, Emissionen von Papiergeld zu machen, welche der An häufung das Gleichgewicht halten, ohne den Kurs des Papiergeldes ins Schwanken zu bringen. Ein solches Idyll aber ist durchaus utopistisch. Das proletarische Regime schafft nicht selbst die objektiven wirtschaftlichen Bedingungen, unter denen es zur Welt kommt, sondern findet sie als eine historische Tatsache, als Resultat aller vorausgegangenen Entwicklung vor. Und diese Bedingungen werden charak terisiert durch den Zerfall der bourgeoisen Wirtschaft, durch die Erschöpfung des Landes, den Verfall der Industrie in der Zeit des Kampfes um die Macht und des Bürgerkrieges, einen Verfall, der nicht gleich und schnell nach dem Uebergang der Gewalt an die Arbeiterklasse liquidiert werden kann. Unter diesen Bedingungen ist es der Arbeiterregierung nicht anheimgesteilt, zwischen einer festen Währung ohne Inflation und einer fallenden Währung mit Inflation zu wählen. Sie hat zu wählen zwischen dem Fallen des Geldkurses oder dem Fall ihrer Macht wegen Mangels an materiellen Ressourcen. Was unter solchen Bedingungen vorzuziehen ist, ist von selbst klar. Weiter aber, wenn die Notwendigkeit einer Finanzreform zur Reife gelangt sein wird, dann wird der Staat unter den verschiedenen Methoden der Lösung dieser Frage zu wählen haben, unter denen aber die für bourgeoise Erkenntnis gewohnte Devalvation fehlen wird. Devalvation, d. h. Auskauf durch den Staat zu Marktpreisen des im Kurse gefallenen Papiergeldes für neues Papiergeld, das dem Metallgeld gleichgestellt ist und frei gegen Metallgeld eingewechselt werden kann; diese Maßregel hat zwei Bedingungen zur Voraussetzung: erstens, daß die sozialistische Produktion und Verteilung soweit vorgeschritten sind, und die Naturalsteuern, die der Kleinproduktion auferlegt sind, so regelmäßig eingehen, daß die Möglichkeit vorliegt, die Emission von Papieren aufzugeben und eine Währung mit festem Kurs herzustellen. Zweitens setzt diese Maßnahme einen solchen Geldvorrat beim Staate voraus, welcher zum Auskauf des ganzen im Lande umlaufenden Papiergeldes reicht. Wie lächerlich diese Rezepte für eine(n ruinierten Staat, welcher nicht die Möglichkeit hat, der Emission von Papiergeld Einhalt zu tun, geschweige denn seine Goldvorräte Spekulanten und Wucherern in die Taschen zu werfen, ist ganz augenscheinlich. Wir reden schon gar nicht da von, daß eine Devalvation die Einnahmen demjenigen nicht zurückbringt, der ruiniert ist und, im Gegenteil, denjenigen ruiniert, für dessen Einnahmen vor allen Dingen gesorgt werden muß, d. h. die Proletarierregierung ruiniert indessen wurden solche Rezepte der Proletarierregierung in Rußland von bourgeoiser Seite fast seit dem ersten Monat ihrer Existenz gemacht. Und es gab einige naive Kommunisten, die eine Devalvation befürworteten und damit be kundeten, daß sie absolut nicht das Zusammenwirken aller wirtschaftlichen Be dingungen, in denen sie selbst leben und arbeiten, verstehen. Unterdessen aber gaben dieselben bourgeoisen Volkswirte im weißgardistischen Lager Koltschaks, Denikins und anderer Prätendenten auf die Macht in der Zeit ihres Kampfes gegen Sowjetrußland ganz andere Ratschläge. Wie bekannt, legten sich die Herren