14 werden sie nicht verhindern können,- diese wird gedeihen trotz Krise der Kunst, trotz polterndem Jubel der Reaktion, weil lebendige und frische Kräfte sie treiben. Und wenn die Zeichen nicht trügen, bildet sich in dieser früher so verschlafenen Stadt ein neuer Kräfteherd des neuen Geistes, der kraft seiner geographischen Lage an den Grenzen der Westmark leicht zu internationaler Bedeutung gelangen kann. Teutobold Schauerlich. MANNHEIM Es ist immer das gleiche Bild, das von Mannheim im Reiche entworfen wird: die Stadt der quadratischen Häuserblocks, der Mittelpunkt der Industrie. Hinter ihm aber taucht der Gedanke auf an das historische Mannheim, das seine Gestalt kur fürstlichem Geiste verdankt und an die Handelsstadt, in der Arbeits^ und Gemeinschaftswillen, gepaart mit zäher Ausdauer eine Heimstätte haben. Das dreihundertjährige Stadtjubiläum war gleichsam der äußere Anlaß, der den Wunsch laut werden ließ, kulturelle Güter zu pflegen, würdig einer Vergangenheit, in die Karl Theodors Regierung, Ifflands und Schillers Wirken am Theater, das Leben des Malers Müller, Glanz und Fülle gebracht hatten. Die Hoffnungen auf den Erfolg gründete sich auf die bewiesene Leistungs= fähigkeit und Tüchtigkeit der Bevölkerung. In dem 1909 berufenen Direktor der Kunsthalle, Dr. Wiehert, erstand die Persönlichkeit, die ihren Willen, der Eigenart der Stadt Rechnung tragend, zum Willen der Bewohner machte und der sich in dem im Kriege gefallenen Dr. Plietzsch, in Dr. Stork und später Dr. Hartlaub die richtigen Helfer heranzuziehen wußte. Als ganz einheitliches Gefüge zeigt sich heute das Werk weniger Jahre. Aus den verhältnismäßig kleinen Anfängen der Sammlung des Kunstvereins, vermehrt durch private Stiftungen wurde dank dem Entgegenkommen der Stadtverwaltung und hochherzigen Gönnern unter der sachkundigen Leitung eine Galerie, die neben den köstlichsten französischen Impressionisten —- besonders sei Manets Erscheinung Kaiser Maximilians gedacht, bei deren Erwerbung harte Kämpfe ausgefochten werden mußten — in den Werken der besten deutschen Maler des 19. Jahrhunderts, es seien Feuerbach, Thoma, Trübner, Slevogt, Liebermann genannt, einen Überblick über die Kunst dieser Zeitspanne gibt. Im Kriege wurde ein neuer Saal geschaffen, der, von Peter Behrens ausgestattet, Lehmbruck und seinen Genossen in der Plastik gewidmet ist. In zwei weiteren eigens für sie in jüngster Zeit hergerichteten Räumen entrollt sich das Bild neuester Malerei, das sich durch größere wechselnde Ausstellungen hin und wieder noch besonders verdichtet. Kokoschka, Heckei, Nolde, Marc, Beckmann, Weißgerber und andere sind mit Bestem vertreten. Häufige Führungen schaffen eine lebendige Verbindung zwischen den Werken und ihren Beschauern. Wie fruchtbar sie sind, be= weisen die stets wachsenden Besuchszahlen. Gleichsam die Verkörperung des Gemeinschaftswillens und des Demokratisierungsgedankens, der lange vor Krieg und Revolution Gestalt annahm und heute in seinen Auswirkungen als vor bildlich betrachtet wird, ist »Der Freie Bund zur Einbürgerung der bildenden Kunst in Mannheim«, dessen Mitgliederzahl 10000 beträgt. Er verdankt sein Entstehen und seine Organisation dem Leiter der Kunsthalle, die Werke des Institutes unterstützend, seinen Wirkungskreis erweiternd. Die Haupttätigkeit liegt auf dem Gebiete des Vortrages: seine »Akademie für Jedermann« <an der u. a. Wiehert, Hartlaub, Fraenger wirken), öffnet jedem seiner Mitglieder ihre Pforten. Das Dargebotene ist nach ganz einheitlichem Plane geregelt,- so schließt sich das diesjährige um be= deutende Künstlerpersönlichkeiten, stellt Maler und Schriftsteller der gleichen Zeit sich gegenüber, macht mit den jüngsten Kunstereignissen und ^Strömungen vertraut, zeigt die Entwicklung des Kunstgewerbes.