61 2 wurde gewährt, und schon am nächsten Abend fuhr ich mit meiner Marschroute nach Laibach, der Landeshauptstadt von Krain, zu meinem Regiment. Dort diente ich genau 18 Tage und fühlte mich dabei eigentlich viel wohler als in den vergangenen 18 Jahren. In meinem Schicksal war es beschlossen, daß ich nicht Soldat bleiben sollte, und der zufällige äußere Anlaß zu einem neuerlichen Umschwung meiner Verhältnisse war der plötzliche Tod unseres Divisionskommandanten. Im allgemeinen Trubel beim Zurichten der Paradeuniformen für die Leichenfeier fiel ich durch übertriebenes nervöses Gebaren auf, ich weiß nur noch, daß ich in allere höchster Angst war, ob auch alles klappen und die Kompagnie gut abschneiden würde. Beim Begräbnis selbst befahl mir mein Hauptmann zu Hause zu bleiben und als ich dem abziehenden Re^ giment besorgt durch das Fenster nachsah, war es mir beim Klange der Trauermusik, als durchflößen mich laue, ange nehme Ströme. Ich warfmich auf mei nen Strohsack und verlor die Be= sinnung. Ein Delirium, das wohl schon länger unbewußt in mir gelauert hatte, hatte mich erfaßt, dessen von häufigen Krämp= fen durchkreuztes Hauptstadium mir nur ganz leise und dämmerhaft inEr= innerung geblie* ben ist. Die ein- ben mußte. Im elterlichen Hause hatte ich es jetzt sehr gut, man nahm alle Rücksicht auf mich, obwohl die ganze Familie durch meine leichte Erregbarkeit, die in der ersten Zeit regelmäßig in Krämpfen ausartete, sehr litt. — Mit der militärischen Carriere war es natürlich aus. — Ein Freund unserer Familie, ein alter kunstsinniger Herr, der meine Zeichnungen gesehen hatte, riet meinem Vater, mich auf die Münchner Malerakademie zu schieben. Da ich um diese Zeit von meinen Großeltern einige tausend Gulden geerbt hatte, welche für meine Ausbildung verwendet werden sollten, machte mir mein Vater auch einen dahingehenden Vorschlag, der mir sehr einleuchtete. Daß ich ein gewisses zeichnerisches Talent hatte, wußte ich, aber niemals wäre Blick auf eine Stadt gebildete Idee, ich sei ein bourboni- scher Prinz, der auf der Insel Bor= neo existiere, un terjochte dieVor^ Stellung meines vagen Lebensver= hältnisses. Die nervöse Veran lagung zu dieser Krankheit hatte ich wohl von mei ner Mutter geerbt, die viel an solchen Krämpfen gelitten hatte. — Man brachte mich nach Graz in das Gar nisonsspital und in drei Monaten legte sich dieser abnormeZustand. * Als mich dann endlich meinVater abholte, sah ich an seinen überwälti genden Freudes äußerungen, daß er mich doch im Grunde sehr lie-