96 Männlidie Figur. 1906. Größe ca. 50 cm Derain, Dufresne. Zwei Temperamente. Zwei Charaktere. Zwei Menschen, die ihre Ebenbilder in allen Ländern, die hier vertreten sind, haben. Ohne im entferntesten daran zu denken, sie nachzuahmen, haben Menschen, Künstler aller Länder einem dem Werke jener beiden ähnlichen Ausdruck gefunden. Die menschlichen Familien respektieren weder die Landesgrenzen, noch die Grenzen der Rassen. Das Leben — wir sind geboren, um es zu lieben und zu verteidigen — dieses Leben zwingt uns, wer immer wir auch seien, zur universellen Sym pathie. Wir unterscheiden uns nur durch die Form, die wir dem Ausdruck unserer Liebe zu den Dingen und Wesen geben. Die Regie* rungen, alle gleicherweise Urheber der blutigen Mißverständnisse, sind unendlich schwächer als die Regierten: das ist die einzige Hoffnung, die uns bleibt. — Setzen wir unseren Rundgang fort. Utrillo, verspäteter Impressionist, kränklicher Erbe, ein naturwidriges Überbleibsel einer Phalanx mus kelstarker Riesen, die während des Gewitter sturmes gearbeitet haben. Utrillo selbst malt in seiner Krankenstube. Die anderen, seine herrlichen Vorgänger, nahmen Teil an den wilden Freuden der Natur. Er dagegen hat Angst. Die Wirklichkeit halluziniert ihn Utrillo, großer Maler der Wehleidigkeit. Vuillard, wie ältlich er schon ist . . . Und Laprade... Marie Laurencin: all ihr Geheimnis und all ihre Grazie sind in den Worten, mit denen sie ihr Hundeporträt versehen hat: »J'aime les chiens, celui*ci est rose.« Er ist rosa, weil es ihr gefällt, daß es rosa sei. Und dies erklärt besser die weibliche Psychologie als alle Foli anten unserer berühmten Blaustrümpfe.