110 BELGIEN La gamme cfamoiir. Eine Ballet-Pantomime von James Ensor. Man spricht davon, daß dieses Werk, an dem der Meister mit besonderer Liebe hängt, noch in dieser Saison in Paris aufgeführt wird. Von Ensor stammt das Szenarium, die Musik, die Entwürfe zu den Dekorationen und den Ko stümen. Er hat seinerzeit im Kursaal von Ostende einige musikalische Fragmente daraus auf dem Klavier vorgetragen — zum Entzücken seiner Zuhörer. Die Musik ist ein wenig dis kret und weichlich, aber voll von Feinheiten und melancholischer Freude, sehr »fokloristisch« mit ihren Erinnerungen an alte Walzer und Volks^ tänzen und sehr fantastisch, wie alles von James Ensor. Man kennt den Stoff des Szenarismus: TSCHECHO Prager Ausstellungen Im Januar fand im Repräsentationshause eine Ausstellung der Künstlergenossenschaft <»Um= eleckä beseda«) statt,- eine Anzahl Bilder junger aber nicht allzu radikaler Maler <Rabas, Jaros, Moravec, Holan, Riedl, Kerhart, Wagner usw.>. Am interessantesten die Kollektion des P. Ko- tiks, eines an Chagall erinnernden Primitivsten revolutionärerGesinnungundgereiftenKönnens, der besonders in seinen Aquarellen Vorzügliches leistet. Im Februar wurde im Künstlerhause <RudoL finurn) eine große von deutschen Gästen durchs setzte Ausstellung der Unentwegten eröffnet,- gewissermaßen ein Wintersalon der Kubisten und Expressionisten. Den ersten Platz nahm Paul Klee ein. Emmy Roeder war leider nur mit einer Arbeit, einer ausgezeichneten Statue, vertreten. Den Mitgliedern der Dresdner Sezession <Dix, Heckrot, Hoffmann, Otto Lange) war ein eigener Saal zugewiesen. Geschlossen traten auch die deutschen Künstler Prags <Justitz, Egon Adler, G. Karsusw) auf. Die tschechische Kunst ist hauptsächlich durch die eigene Gruppe der »Unentwegten« repräsentiert, die auch den Kern der Ausstellung bildet. Jan Zrzavy wie die kleine Miamia, die in einem Spielzeug laden lebt, Fifrelin liebt und von ihm wieder geliebt wird,- aber die bösen Eltern widersetzen sich der jugendlichen Zärtlichkeit,- die Marionetten und Puppen beschließen, die beiden betrübten Liebenden in ihren Schutz zu nehmen. Sie über^ rumpeln die unempfindlichen Eltern und sperren sie in eine große Spielzeugschachtel ein, bis sie ihnen schwören, von dem Widerstand gegen die Ehe der beiden glücklichen Kinder abzulassen. Und das ganze endet mit fröhlicher Hochzeit und lustigen Tänzen. Das vollständige Szena rium kann man in den »Ecrits des James Ensor« lesen, die soeben von der »Selection« in Brüssel herausgegeben worden sind. -SLOWAKEI überrascht immervon neuem. Von seinemreichen Genius können wir erwarten, daß er auch in der Landschaft seinen Figuralkompositionen Eben= bürtiges schaffen wird. Rudolf Kremlicka geht von Ingres und den älteren Klassizisten aus, aber er arbeitet sich sicher zu einem mo dernen Ausdruck durch. Sein Bild »Vor dem Spiegel« ist vielleicht die reifste Leistung in der ganzen Ausstellung. Der Bildhauer OttoGutt= freun d hat drei sehr interessante farbige Skulp turen ausgestellt. Vlatislav Hofmann hat unter anderem eine Suite kolorierter Linoleum schnitte, Heilige aus den äthiopischen Psalm^ büchern darstellend, eingeschickt. <Die Lino leumschnitte sind im Verlag St. Jilovska, Prag, Stepanskä 41, erschienen. Preis 100 Mk. — Ferner erschienen im gleichen Verlage von VI. Hofmann die Mappe »Köpfe« [Smetana, Dvorak, Manes, Brezina, Dostojewski], Preis 300 Mk.) Vaclav Späla ist sich treu ge= blieben. Josef Capek ist in seiner Entwicklung eher zurück- als vorwärtsgegangen/ seine neuen Bilder nähern sich dem französischen Kubisten Metzinger, Gleizes und vor allem Juan Gris,- dies bedeutet eine Abweichung von dem Wege, den die junge tschechische Kunst mit Zrzavy an