122 gehen sollen. Jede unnütze Verteuerung gei stiger Nahrung muß <und wird) der Gewissen® hafte stets vermeiden. Aber: — die Beweg gründe in Ehren! — wir waren kurzsichtig. Diese Kurzsichtigkeit durch Mehrleistung wett® zumachen, hat unser Bestreben zu sein. Nicht durch den neuen Rechenfehler einer umstände liehen, Mißstimmung hervorrufenden Valuta® Ordnung. Gegen eine solche sträubt sich der Großteil des Auslandes. Mit Recht. In ge wisser Auslegung zugleich mit Unrecht. Denn Wucher <der uns vorgeworfen wird), Schrullen <die man uns andichtet), sind weder Grund gedanken noch Regel. Wir weisen derartige Vorwürfe gebührend zurück. Aber auch mit ihnen haben wir — zugleich — zu rechnen. Je weiter vom Schuß der Angreifer wohnt, umso schwieriger ist es, ihm heimzuleuchten. Ein Hin und Her von Briefen erfordert manchmal Mo nate. Inzwischen schlagen Vorurteile ihre dauer haften Wurzeln. Die Massenpsychose im Krieg —' obwohl ganz etwas anderes — lieferte Schulbeispiele. — Wir verscherzen uns die uns Wohlgesinnten. Wir entfremden uns die Auslanddeutschen <im nahen abgetretenen Nordschleswig wie im fernen Südamerika). Wir lassen uns Arbeitsgelegen® heit entgehen (mancher Stellungslose würde Be® schäftigung finden, wenn das Ausland stärker bezöge). Wir fangballen mit dem Schlag wort »Weltmarktpreis« und vergessen, daß er für das Buch •— einen in keine übliche Waren»klasse« einzureihenden Gegenstand, ein von Fall zu Fall verschiedenes Geisteserzeugnis — über haupt erst erfunden werden müßte. Wir stehen der Ausbreitung eigener Ansichten im Wege und überlassen fremden Sprachen den ersten Platz. Wir öffnen dem Schiebertum Tür und Tor. Wir bevormunden uns selbst und andere. Deshalb — und aus noch vielen sonstigen Gründen — bin ich Gegner der Valutaordnung. Verlagsbuchhändler Heinrich Minden, Dresden. Mit diesem Artikel beende ich das Thema »Valuta®Ordnung«. »Die Kornscheuer« 1921, Heft I, bringt noch einen interessanten Aufsatz von C. J. David, welcher sehr lesenswert ist. Was sonst noch für und gegen diesen Unfug geschrieben und bei der Hauptversammlung des Börsenvereins Deutscher Buchhändler in Leipzig gesprochen wurde, ist bedeutungs® los. Eher geht ein Kamel durch ein Nadel öhr, als daß ein deutscher Geheimrat zugibt, daß er Unheil angestiftet hat. Bedeutungs los auch deshalb, weil die Fürsprecher absicht lich an dem Hauptargument vorübergehen, nämlich dem Schleichhandel. Die Herren in Leipzig und in Berlin können beraten und be schließen, soviel sie wollen. Sie mögen Para graphen auf Paragraphen häufen und in einer unsäglich komisch wirkenden Emsigkeit die ge setzgeberische Toga flattern lassen, Tatsache ist, daß heute praktisch die Valuta® Ordnung nicht mehr existiert. Ich werde mich hüten, weiterhin an dieser Stelle dem Herrn Reichsbevollmäch tigten Veranlassung zu geben, seine Para® graphenmaschine von neuem zu ölen. Werfen Sie diese zum alten Eisen, Herr Reichsbevoll® mächtigter. Ein so tüchtiger Mann wie Sie, findet sicher einen anderen Posten und aus dem Heer Ihrer Untergebenen wird sich mancher glücklich schätzen, dem deutschen Buchhandel wieder an produktiver nicht destruktiver Stelle dienen zu können. Eine pelzige Zunge aller® dings bekommt man bei der Überlegung, welchen Segen dieser Millionenaufwand rein zerstören® der Arbeit der deutschen Kultur hätte bringen können. Das Ultimatum des Reichswirtschafts® ministeriums an den Börsenverein zur Aufhebung der Valuta®Ordnung ist am 25. Februar abge® laufen. Der Börsenverein protestiert, setzt Kommissionen ein und berät. Die Vernunft geht inzwischen ihren eigenen Weg. H. G.