147 flüchtige Assoziationen an kultiviertestes Paris erscheinenden Mädchengestalten, in grauen und rosa Tönen von vollkommenem Geschmack, und ihre Vorliebe für Hündchen,- hier spielen sie durcheinander in traumhaft zarten Visionen. Liebe zu den guten und noblen Tieren hat diese Zeichnungen geschaffen,- Tiere von einer unbe stimmten Rasse, aber unendlicher Anmut und Liebenswürdigkeit, die noch im Paradiese leben,- Hunde, wie sie etwa das ideale Boudoir einer nicht existierenden allerschönsten Frau ge* brauchen könnte. Diese Idealität des Mondänen ist ja Marie Laurencins Stärke, und um ihrer Vollkommenheit willen lieben wir sie. »Was aber schön ist, selig ist es in ihm selbst«. Paul F. Schmidt. Die Schaffenden. II. Jahrgang. 4 Mappen mit Originalgraphik. Verlag Kiepenheuer, Potsdam 1920. Paul Westheim hatte einen guten Gedanken,- da schuf er die »Schaffenden«. Wenn man be denkt, daß man für 1000 M. (Papierwährung) in vier Mappen des Jahres 40 signierte Original graphiken erhält, und daß darunter viele Blätter unserer besten Künstler sind, so darf man sich wirklich beglückwünschen, dergleichen bekommen zu dürfen. Die Zwickmühle ist nur die: im freien Verkauf kriegt kein Mensch heute von einem halbwegs ernsthaftem Künstler Original graphik zu 25 M.,- will er solche aber, so muß er sich auf Gnade und Ungnade der Führung Westheims an vertrauen und nehmen, was ihm der Verlag Kiepenheuer beschert. Der Dreh punkt heißt also: ob man sich mit der Auswahl jener Mappen identifizieren kann. Selbstver* stündlich wird das kein Mensch mit allen 40, 80 usw. Blättern tun können <es sind schon zwei Jahrgänge erschienen)und im ersten Jahre gab es auch einen ganz stattlichen Ballast von Ent* behrens wertem. Aber der zweite Jahrgang <1920) hat sich gebessert,- ich glaube für die Mehrzahl der Liebhaber annähernd das Wort ergreifen zu dürfen, wenn ich meine, daß wohl mehr als die Hälfte der Sachen willkommen sind für eine Graphiksammlung, die auf Qualität hält. Und das ist viel, bedenkt man, daß vermutlich für die Künstler nicht sehr viel herausspringt und die Versuchung mithin naheliegt, nicht Vollwertiges zu liefern. Besonders angenehm berührt es, daß nicht nur die Führer unserer Generation mit schönen Blättern auftreten (Lehmbruck, Heckei, Schmidt*Rottluff, G. Grosz usw.), son dern auch sehr beachtenswerte Neulinge wie Walter Becker und Carl Crodel und eine Reihe Ausländer, von denen H. Huber, F. Leger, Bela Czobel und Capek (Tscheche) ge* nannt seien,- Beweis, daß die Kunst Gottlob beginnt, die widersinnigen Nationalschranken einzureißen. Nun mag der dritte Jahrgang in gleichem Maße über den zweiten hinauswachsen wie dieser über den ersten! Paul F. Schmidt. Parzinger: Kinder am Nachmittag (Graphische Capriccios Opus III. Goltz*Verlag München 1921) Parzinger, ein neuer Mann, der uns Neues bringt. Der Wille zur Strenge und zur Regel, aus dem Geist des Kubismus und des jungen Italiens geboren, ist in ihm mächtig. Die ge schlossene Naturform ist — wie auch bei den »Metaphysikern« der Valori*Plasticigruppe — wieder hergestellt. An Stelle des Kubus tritt die Kugel. Perspektive und Schlagschatten — beides vom Kubismus als etwas Akzessorisches verworfen — wirken hier in stärkster Betonung wie neue, sensationelle Entdeckungen. Das Besondere an diesen Lithographien ist aber, wie hier formale Strenge und Askese der Mittel zur Quelle neuer Reize werden, die viel* leicht etwas gefährlich zum Dekorativ*Ge* schmackvollen tendieren. Der junge Mann mag sich vor den Verführungen seines geschmeidigen Talentes in acht nehmen. L. Z.