148 Carl Mense, Bildnis des Paters Dominicus K. Gemälde aus der Frühjahrs«Ausstellung »Neue Kunst«, Hans Goltz 1921 Carl Mense, Halbakt. Aus d. Frühjahrs«Ausstellung »Neue Kunst«, Hans Goltz 1921 BÜCHER Dr. Friedrich Brie: Ästhetische Weltanschauung in der Literatur des XIX. Jahrhunderts. (Julius Boltze, Frei« bürg i. Br. 1921.) Solange die Kunst eine »öffentliche^und religiöse Funk« tion« besitzt, fehlt das Moment der »ästhetischen Isolie« rung« und damit jede Vorbedingung für eine ästhetische Weltanschauung. Altertum’und Mittelalter, wo die Kunst noch eine sozial-religiöse Angelegenheit ist, kennen daher keine ästhetische Weltanschauung. Ansätze zu einer solchen entwickeln sicherst in der Renaissancezeit, am deutlichsten in der englischen Renaissance <Marlows »Hero und Le ander«, Shakespeares »Venus und Adonis«), Das 17. Jahr hundert als ein Zeitalter der »Reaktion« vernichtet diese Keime. Im 18. Jahrhundert erhob Rousseau’den Gefühls kultus zur Religion: somit stand der Weg offen »zur Er hebung der Kunst'zum höchsten und alleinigen Wert des Lebens«. Diesen Weg gingen die deutschen Romantiker, welche auf dem von Kant gelegten Grund der idealistischen Philosophie die erste wirkliche ästhetische Weltanschauung entwickelten. Kant hatte die Kunst als »Zweckmäßigkeit ohne Zweck« definiert und damit jede Verbindung der Kunst mit Religion, Ethik und Erkenntnis aufgehoben. Schelling behandelte die ganzePhilosophie als metaphysische Lehre von der Kunst <das Universum ist ihm das voll kommenste Kunstwerk). Es ist nur folgerichtig, wenn Schlegel und Novalis, die Lehre Schellings zu der ihrigen machend, keinen Unterschied mehr zwischen philosophischer und künstlerischer Tätigkeit, zwischen Dichten und Denken anerkennen. Fast gleichzeitig mit der deutschen Romantik — aber auf ganz anderer, ja entgegengesetzter Grund lage — nämlich auf der des Sensualismus — hat sich in England eine ästhetische Weltanschauung entwickelt, die man am besten als ästhetischen Sensualismus bezeichnet <Hauptvertreter derselben: William Beckford,Taylor Co« lerigde, Keats). Bei Thomas^Wainewright nimmt die sen« sualistisch-ästhetische Weltanschauung die Formen eines absoluten Idhkultus an. <Rein sinnlicher amoralischer Schön- heitsbegriff, zu dem sich später auch Oskar Wilde bekennt.) Bei Edgar Allan Poe gehört die Schönheit ins Reich des Mystischen, Unbestimmten und,Morbiden (wie bei Baude laire). Stark hedonistisch wird der ästhetische Sensualismus bei Landor. — Für den Rest des Jahrhunderts gibt Frank reich die Concetti der herrschenden ästhetischen Welt anschauung (Gautier, Baudelaire, Flaubert, die Goucourts, Banville, Huysmans). Den Schlachtruf »L'art pour l'art« formulierte Gautier. Unverkennbar ist der rationalistische Zug der L'art pour l'art-Idee," Anfreundung der Kunst mit der Wissenschrft. Wissenschaftliche Beobachtung und Analyse (Impartalite und impersonnalite)- Bei Baudelaire stärkste Abneigung gegen die Natur und Hang zum Arti fiziellen. Lebensideal desJDandy, der dauernd die Natur der Kunst opfert. Heroischer Kultus der Kunst als Form bei Flaubert, sein Ideal ein Buch über nichts, das sich ledig lich durch die innere Kraft seines Stiles halten sollte. Bei den späteren (Mallarme, d'Aurevihy und Huysmans)