149 ästhetischer Mystizismus im Anschluß an Poe, gelegentlich verbunden mit Satanismus, Welteinfluß des französischen Ästhetizismus. Besonders starke Auswirkung in England: Walter Pater und Oskar Wilde. Deutschland: Stefan George und sein Kreis, Hugo von Hoffmansthal. Diese schlagwortartigen Andeutungen sollen eine Vor stellung von Aufbau und Ideengehalt der ausgezeichneten, ungemein klar geschriebenen Studie Bries geben. L.Z. DAS SCHÖNE BUCH Trans Maserest: Mein Stundenhuch (Kurt Wo fff* Vertag München). Jean Pauf: Die wunderbare Geseffschafi in der Neujahrsnacht CPichard Weis hach, Heide fhergj. Max Sfevogt: Afte Märchen (Propyfäen- Vertag, BerfinJ. Peter Cornefius: Die Nihefungen CDietrich Reimer, BerfinJ. Unter den Schöpfungen des menschlichen Geistes bringt das Buch dank seiner differenzierten Beziehungen zu den breiteren Schichten des Volkes schon in seiner äußeren Gestalt die Weltanschauung des Einzelnen, der Nation und einer Zeit am vollkommensten zum Ausdruck. Als Quelle metaphysischer Erkenntnisse ist die Erscheinungs form des Buches heute indes noch mehr gefühlt als wissen schaftlich ausgewertet und ihre Beurteilung bleibt mehr dem Geschmack des Bibliophilen überlassen als einer Ästhe tik, die vor allem historischen Festlegungen entspringen müßte. Durch mehr oder weniger enge Beziehungen zur großen Malerei ist besonders das illustrierte Buch historischen und ästhetischen Betrachtungen zugänglich und hat in Einzel untersuchungen, die sich in Deutschland allerdings auf die beiden großen Blütezeiten der Buchillustration, die Jahr zehnte vor und nach 1500 und die Zeit von Chodowiecki bis Menzel beschränken, am meisten Berücksichtigung ge funden. Trotz des Mangels einer zusammenfassenden ge schichtlichen Darstellung liegt die Entwicklung der deut schen Buchillustration in ihrer Bedingtheit durch die Werke der Malerei und der relativ großen Zugänglichkeit des Materials wenigstens in den Hauptlinien auch heute schon klar zutage. Blüte und Verfall des illustrierten Buches finden in gewissen Tendenzen formaler und geistiger Natur der allgemeinen Kunstentwicklung, die infolge der be schränkten Ausdrucksmöglichkeiten der Illustration fördernd oder hemmend eingriffen, genügende Deutung, wenn auch daneben die im Verhältnis zu andern Ländern wenig günstigen Schicksale des deutschen Volkes in die Entwick lung einer, dem allgemeinen wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Zuständen enger verwachsenen Materie, wie sie das Buch darstellt, mehr Einwirkung nehmen mußten, als in die der großen Kunst. Selten waren die Umstände wirtschaftlicher und künst lerischer Natur einer Blüte der Buchillustration günstiger als in der Zeit um 1500 in Deutschland. Künstler von Rang wie Dürer, Altdorfer, Holbein, Beham u. a. ver schmähten es nicht, der Illustration ihre liebevollste Auf merksamkeit zuzuwenden und brachten im Verein mit der besonders in Süddeutschland, in Nürnberg, Straßburg, Mainz und Ulm gepflegten handwerklichen Tradition das deutsche Buch weit in Frankreich, Italien und Spanien zu Ehren. Die malerischen Entwicklungstendenzen in der Kunst seit Dürer sind der Entwicklung der graphischen Künste mit Ausnahme der Radierung wenig förderlich gewesen. Die Entwertung der Linie zugunsten des Farbfleckes, der den neuen Erkenntnissen von der formauflösenden Wir kung des Lichtes entsprach, verminderte das Interesse der großen Meister für den Kupferstich und vor allem für den Holzschnitt, dessen impressionistische Möglichkeiten in Deutschland erst Menzel wieder erkannt hat. Neben der Erscheinungsform spielte die Wiedergabe des Wissens um die Dinge, die Wesensform keine Rolle mehr, die Be deutung des Inhalts, die Freude am Detail versinkt gegen über neuen Erkenntnissen vom Ausdruckswert des Lichtes und der Bewegung, die im Barock zu einheitlichen, sym phonischen Wirkungen zusammengefaßt werden. So be gannen seit der Mitte des 16. Jahrhunderts die Quellen, die der Buchillustration zur Zeit der großen Meister um Dürer und Holbein so reichlich zugeströmt waren, immer mehr zu versiegen. Es gelang den mittelmäßigen und schlechten Illustratoren jener Zeit in Deutschland nicht, immerhin vorhandene Möglichkeiten, die ihnen auch eine malerische Richtung in der großen Kunst gab, auszunutzen. Der Holzschnitt verschwindet und damit geht auch die ein heitliche harmonische Wirkung von Satz und Bild, die uns bei den Meistern des 15. und 16. Jahrhunderts so sehr entzückt, in der Folgezeit verloren, und nur die fest ge fügte, auf die alten süddeutschen Offizinen zurückgehende handwerkliche Tradition hemmt den vollständigen Verfall der Buchkunst, ohne jedoch verhindern zu können, daß die führende Rolle an England, Holland und Frankreich überging. Die Wertsteigerung der Linie im Rokoko, und der wiedererwachende Sinn für das körperlich Wesenhafte in der Zopfzeit brachten die zeichnenden Künste und damit auch die Buchillustration zu neuem Aufschwung. Aller dings ist die Rolle Deutschlands nicht mehr die führende wie am Ausgang des Mittelalters. Vor allem der Mangel einer ununterbrochenen Tradition in der deutschen Kunst begründet den starken Einfluß Frankreichs und Englands, von dem .sich Deutschland erst in der Romantik (Corne lius, Rethel, Richter, Schwind) befreien kann.