155 l Ich bin geboren 1889 zu Arnswalde in der Mark. Nach Besuch der Realgymnasien in Stettin und Stralsund ging ich nach München, wo ich dem Wunsche meines Vaters entsprechend, studieren sollte. Meine Absicht war aber von je, abgesehen von der Jungensperiode, in der man zur See gehen will, Maler zu werden, und eigentlich habe ich mit diesem Beruf schon in meinen ersten Lebens jahren angefangen, denn von der Zeit her zieht sich ohne abzubrechen die Reihe meiner Zeidv» nungen. Aber der Zugang zur Malerei war nicht so einfach,- einer Malschule entlief ich sofort, da mich die Aussicht auf die endlose Perspektive von Akten und Modellköpfen durch Schul- und Akademie^ jahre hindurch mit Entsetzen erfüllte. So wurde erst, nach Bohemejahren, die mich nach London, Paris und zum ersten Male nach dem Tessin führten, 1912 das entscheidende Jahr dadurch, daß ich mir Ölfarben verschaffte und auf der Insel Arbe meine Staffelei vor der großen Natur des Südens aufstellte. Mein erstes Bild war ein krummer Feigenbaum, an dessen Fuß eine Ginsterstaude blüht und der sich über ein blaues Meer neigt, auf dem ein Segel zu sehen ist und in der Ferne rosa Inseln schwimmen. Seit der Zeit sind die im Süden verbrachten Sommermonate die Etappen meiner malerischen Entwicklung geworden. Auf Dalmatien folgt Korsika, Südfrankreich, drei Sommer in Tessin, Italien. Zwischen hinein fallen in den Kriegsjahren 1917 und 18, zwei Niederbayerische Sommer in der Nähe von Passau in einem Bauernhause verlebt, als Besitzer eines jungen Rehes und inmitten der Tiere. Da begann die Reihe meiner Tierbilder. Jetzt bin ich malend und zeichnend 32 Jahre geworden, aber ich möchte 100 Jahre werden um hoffen zu können, daß ich doch einmal etwas davon realisieren werde, was mir als Idee vorschwebt,- denn bisher dünkt mich bei jedem Bild, wenn die kurze Befriedigung, die die Beendigung einer Arbeit gewährt, vorbei ist, daß es ja garnicht das ausdrückt, was ich hab sagen wollen. • Seewald.