176 Aus Defoe Robinson, illustriert von Seewald. Goltzverlag München hätte, dessen gelbliche Farbe und fast kartonartige Struk tur sehr schlecht mit den Textseiten zusammengeht. Alles irdische Leben ist Seewald ebenso wie den alten Christen nur Gleichnis des himmlischen und hat nur als solches metaphysische Bedeutung. Weinlese und Fischfang, das Lamm und der Lebensbaum werden ihrer irdischen Existenz entkleidet und erscheinen als tief innerlich erlebte Expressionen eines gläubigen Herzens. Noch näher aber als das Christentum einer Zeit und eines Völkergemisches, das in seiner damaligen Entwicklung und Weltanschauung doch noch zu sehr mit dem alten Orient verbunden er scheint, steht unserem Herzen heute die fast die exsta tische Frömmigkeit der Welt um den heiligen Franz. Wohl kein bildender Künstler hat die demütige Liebe des Heiligen von Assisi zu aller Kreatur aus verwandtem Herzen so tief begriffen und so sehr auch zum Inhalte seines eigenen Erlebens gemacht wie Seewald, kein Künstler wäre auch imstande gewesen den Hasenroman von Francis Jammes in ähnlich kongenialer Weise zu illustrieren wie er. Christian Fürchtegott Geliert, Fabeln mit kolo rierten Holzschnitten von Seewald. Fritz Gurlitt, Berlin, 1920. Richard Seewald, Tiere und Landschaften. Fritz Gurlitt, Berlin, 1921. Seine beste Leistung aber hat Seewald mit den Holz schnitten zu Gellerts Fabeln, seinem letzten größeren gra phischen Werk, hervorgebracht. Hier handelt es sich nicht mehr wie bei den bisher besprochenen Büchern um Illu strationen eines Textes schlechthin, sondern um Bild beigaben, die sich ganz ebenbürtig neben die Fabeln Gel lerts stellen. Die fest gefügte Komposition, die bedeutende Ausdruckskraft dieser Bilder — man sehe sich daraufhin das herrliche Blatt zur Fabel vom Einäugigen und vom Lahmen an — machen diese Holzschnitte zum Reifsten im graphischen Werk Seewalds. Typographisch außerordent lich wirksam sind die reizenden Initialen, die in ihrer Art im modernen Buchschmuck ganz einzig dastehen. Als Frucht eines Aufenthaltes in Italien erscheint bei Gurlitt künstlerische und poetische Ergebnisse eines italie nischen Aufenthaltes. Neuerdings bekräftigt hier Seewald sein künstlerisches Bekenntnis zur Liebe, die auch die un vernünftige Kreatur und gerade diese besonders einschließt. Guido Kaschnitz.