181 / bestritten entschieden, die Absicht einer Beleidigung der Reichswehr gehabt zu haben. Es handle sich um eine in durchaus künstlerischer Form ausgeführte Satire auf mili tärische Auswüchse. Als Sachverständiger äußert sich der Direktor der Städti schen Sammlungen in Dresden, Dr. Paul Schmidt, wie folgt: Der Charakter der Ausstellung sei durchaus humoristisch und persiflierend. Der Dadaismus mache sich auch über sich selbst lustig. Groß sei einer der stärksten und bedeu tendsten Zeichner der heutigen Zeit sowohl in Deutschland und auch in Europa. Seine darstellenden Formen lehnen an Kinderzeichnungen an, geben diesen aber eine höchst künstlerische Form. Seine Zeichnungen seien mit das Wertvollste unserer Tage. Schriftsteller Stefan Großmann, als Zeuge vernommen, erklärte, bei der offensichtlichen Ulkstimmung der Aus stellung habe er sich nicht empört. Staatsanwalt Ortmann hält eine Beleidigung für vor liegend. Es lasse sich aber nicht nachweisen, daß der An geklagte Baader an der Ausstellung mitbeteiligt sei. Der Staatsanwalt beantragt daher die Freisprechung des »Ober- dada«. Im übrigen handle es sich hier nicht um eine Art studentischen Bierulks, sondern um eine grobe Verun glimpfung des Reichsheeres in niederträchtigster Weise. Der Staatsanwalt beantragte gegen Burchard und Schlichter je 600 M. Geldstrafe, gegen Groß und Herzfeld je sechs Wochen Gefängnis. Das Gericht verurteilte den Angeklagten Groß, der als Künstler entgleist sei, zu 300 M., Herzfelde zu 600 M. Geldstrafe und'sprach die übrigen Angeklagten frei. Es wurde auch auf die Nebenstrafen, Einziehung bezw. Ver nichtung der Platten und Formen erkannt und dem Reichs wehrminister die Publikationsbefugnis zugesprochen. Eine Versteigerung von 71 Degas aus der Samm lung New york ergab einen Erlös von 226000 Dollars^ Ein großer Teil der Werke kehrte wieder nach Frankreich zurück. London. In der Leicester-Gallery nimmt den ersten Platz Picasso ein: »La mansarde«, »Saltimblanque« usw. Am besten ist des Meisters blaue Periode vertreten. Aber auch die bekannten Anklänge an Toulouse Lautrec, F. Rops und A. Zorn fehlen nicht. — In der National Portrait Society spielen ebenfalls die modernen Franzosen die erste Rolle. — Die Ausstellung von Cyril Andrade <Duca Street) bringt eine erlesene Kollektion von Arbeiten in Bergkristall, unter denen ein drei Fuß hohes, aus einem Schädel aufragendes Kreuz besonders zu erwähnen ist. Auf dem Postament sind die Marterwerkzeuge eingraviert. Daß man auch die Kunstleistungen der ehemaligen Feinde nicht ganz verschmäht, bezeugen ein Nautilus österreichi scher und ein mit Edelsteinen besetzter Pokal deutscher Provenienz. — Im New Englisch Art Club haben die wieder zu Ehren gekommenen Praeraphaeliten das Wort. Berlin. Bei Paul Cassirer fand im April und Mai eine umfassende Ausstellung von Bildern und graphischen Arbeiten Eduard Munchs statt. — Die April-Ausstellung des »Sturm«, Potsdamer Straße 134a, brachte neben einer Gesamtschau der durch sie vertretenen Künstlergruppe Kurt Schwitters Merzzeichnungen, Merzbilder und Merz plastiken. Darmstadt. Am 16. April fand in Darmstadt die konstituierende Versammlung des »Hessischen Künstler bundes« statt, die stärkste Vereinigung fortschrittlich schaf fender bildender Künstler in Hessen. Als Ziele des Bundes gelten: Vollkommene künstlerische Unparteilichkeit, so wie-die Selbstvertretung der künstlerischen Interessen bei Staat und Stadt, energische Bekämpfung jedweder Bevor mundung und des Kliquenwesens. Weiters die Forderung: Schaffung einer Kunstkammer, verbunden mit einer Stelle eines staatlichen Kunstreferenten, Zentralisierung des Aus stellungswesens. Beschlossen wurde außerdem, direkter Anschluß an den Reichswirtschaftsbund, Schaffung einer Materialbeschaffungsstelle, Beteiligung an Auslandsaus stellungen und engste Fühlungnahme mit den Nachbar staaten., Als erste Tat soll eine juryfreie Ausstellung in Darmstadt 1922 auf der Mathildenhöhe veranstaltet werden. Der geschäftsführende Ausschuß besteht aus den Herren: Em. Jos. Margold, Architekt B. D. A., D.W.B. Mitglied der Darmstädter Künstlerkolonie, Theodor Wende, Gold schmied, Mitglied der Darmstädter Künstlerkolonie, T. C. Pilards, Bildhauer, Darmstadt, Kunstmaler Posch, Darmstadt, Paul Thesing, Kunstmaler, Darmstadt und Frl. Mathilde Stegmayer, Malerin, Darmstadt. Eine Hodler-Ausstellung. Das Berner Kunst museum beabsichtigt eine umfangreiche Hodler=Gedächt- nisausstellung im August d. Js., die während der Dauer zweier Monate alle Räume der Museumsgebäude ein nehmen soll. Private und öffentliche Sammlungen haben ihre Mitwirkung zugesagt. Eine Skizze von Hans v. Marees zu jenem Teil der Neapeler Fresken, der den Gründer der zoologischen Station, Anton Dohrn mit seinen Freunden und dem Künstler selbst darstellt, ist im Züricher Kunsthaus aus gestellt. Albert Besnard arbeitet an einer großen dekorativen Komposition für die Straßburger Universität, darstellend eine Allegorie auf die Rückkehr der französischen Uni versität.