185 BELGIEN Hin Kunstskandal Belgien besitzt einen Kunstskandal, der sich nickt in den Kreisen der Kenner und Einge^ weihten abspielt, sondern bis tief in die Schichten des einfachen Volks die Gemüter in Erregung hält. Gegenstand des Skandals sind 14 ZeicH nungen religiösen Inhalts, die der flämische Maler Albert Servaes für die Karmeliter Kapelle Luythagen bei Antwerpen entworfen hat und die dort in der Form von Kreuzwegstationen an den Wänden angebracht werden sollten. reich — eine wütende Hetzkampagne gegen die Werke abgespielt, an deren Spitze derLöwener Theologieprofesser Kanonikus Lemaire stand. Dieser schrieb in einem Brüsseler Blatte: »Der Christus, der hier dargestellt wird, ist ein Schim panse und diese Malereien sind nicht Werke eines Christenmenschen sondern die Werke eines Teufels.« Es sind also religiöse Beweg gründe, derentwegen man ästhetisch gegen die Werke angeht und ihre Ausweisung aus der Bestimmungskapelle durchgesetzt hat. Daß sich Albert Servaes Stationsweg XII: Jesus am Kreuze gestorben Nachdem jedoch die Bilder aufgehängt waren, traf vom Karmeliterordensgeneral in Rom der Befehl ein, daß sie schleunigst wieder entfernt werden müßten. Sie stehen jetzt zwecklos in einem der Bibliotheksräume des Klosters auf gestapelt. Zwischen diesen beiden Entwicklungsab schnitten hat sich — und wie man sieht erfolg- auf die Seite des Künstlers sehr bedeutsame Persönlichkeiten stellten, half nichts. Lemaire sammelte 240 Namen unter eine Protestliste, die nach Rom ging, und womit der dortige Pater Laurent Janssens dem Karmelitergeneral solange in den Ohren lag, bis das Verdikt erfolgte. Seitdem ist in Belgien alles andere als Ruhe eingekehrt. Zeitungen veranstalten für und