195 dieses größten aller neuen Simphoniker Doku ment sein einer Liebe, die zu grenzenlos ist, um schweigend zu verharren, die explosiv zur Ge= staltung drängt. Das Mappenwerk ist vom Verlage in wür diger monumentaler Weise ausgestattet worden und zählt drucktechnisch zu den besten Ver öffentlichungen der letzten Jahre. Der Einband wurde nach einem Entwurf des Künstlers aus geführt. Den Druck besorgte die Künstlerpresse Worpswede. H, H. Stückenschmidt. BÜCHER Walter Mekauer: Wesenhafte Kunst. Delphin» Verlag, München 1920. Diesem Versuch gelingt es, den kantischen Begriff der »Ästhetischen Idee« von neuem fruchtbar zu machen und ihn durch Beziehungsetzung zur Phänomenologie zu einer überzeugenden modernen Kunsttheorie weiter zu ent» wickeln. In die wenigen Seiten ist eine Überfülle keim» fähiger Gedanken gepreßt, die nur den richtigen Leser voraussetzen, um zur völligen Enfaltung zu gedeihen. L. Z. Das Puppenbuch. <Erich Reiß Verlag.) Edschmid, Däubler, Mierendorff haben es geschrieben über die Puppen der Erna Pinner und der Lotte Pritzel. Ja, das Zeitalter Beardsley's ist unbegrenzt,- dieses charmante Spielen mit einer reichen Begabung. Sogar bei den Verantwortungs» vollen finden wir es ja zuweilen,- sahen wir Klee nicht auch schon einem kurzen Spieltrieb verfallen? Baut sich nicht sehr vieles heute auf diesem kindlichen Verlangen, mit allem und jedem Material etwas anzufangen, auf? — Denken wir an Schwitters, der aus bisher »toten« Dingen einen Garten zaubert oder eine Allee. Es ist die Zärt» lichkeit für diesen armen »Toten«, welche den Dingen nun diese bezaubernde Vitalität gibt. — Und wer stände dem Kind an naivem Raffinement, an phantasievollem Spiel» vermögen näher als die Frau? — Die Pinner ist deshalb nicht weniger Artistin, weil sie sich dessen klar geworden. Ihre Puppen tragen ihre eigene Feinnervigkeit, wie elek» trisch übertragen, mit sich, und wir sehen an ihnen oft eine letzte Geste eines, den wir vielleicht einmal kannten, liebten. Die der Pritzel stehen Beardsley noch näher, sie tragen eine Art Heiligkeit mit sich, den Abglanz einer aus Müdig keit abstrahierten Erotik. Sie sind die Kleinplastiken einer ein wenig hypertrophierten Kultur. Daß sie Kunstwerke sind, was ihren Schöpfungsvorgang anbelangt, interessiert mich am meisten — mehr als mo disches Interesse. Darum sagt mir Edschmid mehr als Däubler. Dieser gibt zwar eine nette Novelle zum Besten/ jener aber führt uns ganz nahe an die Peripherie der Puppenwelt, in die wir nun schauen wie in ein seltsames Leben: eines, der schweigend lebt mit leisem Lächeln, der Welt entrückt, einsam in seinen schönen Kleidern. Das hübsche Buch ist erfreulich — am meisten aber freut mich doch: Beardsley lebt weiter! Helmud Kolle,